Debattieren für den Frieden

Wie im Flug sind die Tage mit unseren Erasmus-Partnern aus Ikast vergangen. Am Mittwoch, dem 7.2.24, freuten sich beide Partnerschulen über das Quality Label für das Erasmus-Projekt 2020-2023 und feierten den Abschluss einer gemeinsamen Debatte über Frieden und Verständigung.

Zum Auftakt nahmen die Schülerinnen und Schüler an der Kampagne „Let’s Europe“ vom Regionalverband Ruhr und Europe Direct teil. Mit Schablonen und Graffiti-Spray sollte in der Essener Innenstadt sichtbar werden, wofür Europa steht: Freiheit, Demokratie, Toleranz und gelebte bunte Vielfalt. Im Anschluss wurde im Essener Europabüro miteinander diskutiert und das Wissen der Schülerinnen und Schüler über Europa auf den Prüfstand gestellt.

Die aktuelle Krise, die Israel und Palästina nach dem Terrorangriff der Hamas erschüttert, haben die Schülerinnen und Schüler zum Anlass genommen, eine mehrtägige Debatte in englischer Sprache nach dem Vorbild der Vereinten Nationen durchzuführen. Dazu kooperierten der MUN-Club und der Nachhaltigkeitsclub unserer Schule. Außerdem nahmen drei Schülerinnen als Vertreterinnen des MUN-Clubs vom Gymnasium Überruhr teil.

Geleitet wurden die Debatten in der General Assembly und im Historical Security Council von Mimi Morrin (Ikast-Brande Gymnasium) und Pauline Schepke (Goetheschule Essen). 

Auszeichnungen für ihren Einsatz als Delegierte gab es während der Closing Ceremony für Louise Wetlesen und Jonas Jørgensen, Rebekka van Lent und Lemi Szentivanyi. Als Best Delegates wurden Julius Eichhorn und Valentine Barwitzki geehrt.

Am Donnerstag, dem 8.2.24 verbrachten die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss einen gemeinsamen Tag in Essen, besuchen die Zeche Zollverein, und bereiteten gemeinsam einen Spieleabend vor, bevor es für die dänischen Schülerinnen und Schüler am Freitag zurück in die Heimat ging.

Fotos: Anna Bayer, Michael Franke

Text: Karmen Heup

Erasmus-Qualitätssiegel

Die Goetheschule wird für ihre internationale Projektarbeit von 2020 bis 2023 ausgezeichnet.

Schon die ersten beiden Erasmus-Projekte der Goetheschule, Transforming Europe und Post-factEUal, hatten es in der Abschlussbegutachtung durch den Pädagogischen Austauschdienst unter die besten in Deutschland koordinierten Lerninitiativen geschafft. Transdigital Education, ein dreijähriges Projekt zum ganzheitlichen Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Computer, erhält nun ebenfalls das Qualitätssiegel der Kultusministerkonferenz.

In der Begründung der Gutachter heißt es: “Fünf Schulen aus Deutschland, Dänemark, Polen, Spanien und Litauen haben erfolgreich zusammengearbeitet, um das Fremdsprachenlernen, kritisches Denken, digitale Kompetenz und Lernautonomie zu fördern. Dabei wurde ein ganzheitlicher Ansatz zur Vermittlung digitalbezogener Kompetenzen verfolgt. Das Projekt konnte die angestrebten Schwerpunkte und Ziele umfassend umsetzen und auf hohem Niveau bearbeiten. Der ganzheitliche Ansatz, der sogenannten Internetgeneration neben digitalen Kompetenzen auch analoge Kompetenzen mit Herz, Hand und Kreativität zu vermitteln, überzeugt. Darüber hinaus stellen die adressierten Themen und Aktivitäten wie Biodiversität und kooperative Gruppenarbeit in einer Fremdsprache relevante Bedürfnisse der Zielgruppe dar. Auch die Schule und ihre Akteure konnten durch die Vernetzung mit anderen (Bildungs-)Experten und Forschungseinrichtungen von dem Projekt profitieren. Darüber hinaus sorgten die unterschiedlichen Expertisen der Partnerschulen und der beteiligten Akteure neben dem kulturellen Aspekt für einen europäischen Mehrwert. Die beteiligten Lernenden haben in den Modulen sowohl fachlich also auch sprachlich einen Wissens- und Kompetenzzuwachs erfahren.”

Von 2020 bis 2023 haben unsere Schülerinnen und Schüler mit einer beachtlichen Zahl von Expertinnen und Experten zusammengearbeitet. Wir bedanken uns sehr herzlich für die Unterstützung

in Ikast, Dänemark, durch

  • Prof. Signe Normand, Aarhus University,
  • Biodiversity Consultant Kristian Jørgensen, Aarhus Botanical Gardens,
  • Biologist Pernille Andersen, Mols Bjerge National Park,
  • Anne Jul Kristensen, Representative of the Ikast Municipality,
  • Teachers from Aarhus Lærerseminarium,
  • Lecturers from VIA University College;

in Šiauliai, Litauen, durch

  • Kamilė Šeraitė, Consultant of the Lithuanian Ministry of Defence,
  • Volunteers of the European Solidarity Corps,
  • Workshop Leaders of the Jewish City Museum, Lublin,
  • Tour Guides of Majdanek Extermination Camp and the former Gestapo Headquarters,
  • Tour Guides of Lublin Synagogue;

in Essen, Deutschland, durch

  • Julie Stearns, professional trainer, coach (DGfC), theatre director and lecturer at Duisburg-Essen University and the Folkwang University of Arts,
  • Ines Dettmann, Head of Junges Literaturhaus Cologne,
  • Dr. Antje Arnold, Lecturer at Cologne University,
  • Bernhard Demel, Environmental Scientist and Workshop leader at the School of Nature / Environment Education Centre Essen, Essen Gruga Park,
  • Sabrina Heiser, Marine Biologist, The University of Alabama at Birmingham;

in Strasbourg, Frankreich, durch

  • Diana Riba, Member of the European Parliament,
  • Tour Guides of the European Parliament,
  • Tour Guides of the Council of Europe;

Barcelona (Spanien):

  • Designers and Project Developers at Barcelona Fab Lab.

Dank unserer Unterstützer und engagierter Lehrerinnen und Lehrer konnten wir eine bunte Mischung von Lernaktivitäten zusammenstellen, die Schülerinnen und Schüler auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesprochen haben. So haben wir zum Beispiel

  • Insektenhotels und Vogelhäuschen gebaut und einen Schulgarten angelegt;
  • mit dänischen Biologen und Ratsvertretern über Möglichkeiten für mehr Artenschutz diskutiert;
  • Naturaufnahmen mit der Kamera gemacht und künstlerische Pflanzenbilder gemalt;
  • einen Flyer für dänische Familien erstellt, um mehr Biodiversität in den Gärten von Ikast zu ermöglichen;
  • unsere Naturwissenschaftslehrer zum Fröschefangen in den Gruga-Park geschickt 😉
  • mit einer Vertreterin des EU-Parlaments in Strasbourg gesprochen und vieles über die politischen Einrichtungen und Prozesse der EU erfahren;
  • Kurzfilme über klassische Denkfehler und Argumentationsfallen gedreht;
  • eine Beraterin des litauischen Verteidigungsministerium über den Ukrainekrieg befragt;
  • einen Podcast über den Einfluss von Social Media auf Persönlichkeit und Selbstwahrnehmung erstellt;
  • Theaterstücke geschrieben und auf die Bühne gebracht;
  • einen Buchwettbewerb mit digitalen Medien organisiert;
  • Videokonferenzen mit Teams und Zoom abgehalten;
  • über relevante Trends für die Zukunft Europas recherchiert, Info-Grafiken dazu erstellt und präsentiert;
  • unterschiedliche Lernformen ausprobiert, wie z. B. Online-Lernen mit Materialien von Yad Vashem und dem United States Holocaust Museum und das Lernen an Erinnerungsorten, wie bei unserem Besuch im NS-Todeslager Majdanek;
  • mit Kialo online debattiert und mit eTwinning online Ideen und Ergebnisse ausgetauscht;
  • MOOCs (Massive Open Online Courses) zum selbstständigen Lernen belegt und in Lerntagebüchern über unsere Erfahrungen reflektiert;
  • digitale Mindmaps erstellt zur Frage ‘Was ist überhaupt Bildung?’;
  • das Fab Lab in Barcelona besucht, wo Design, Digitales und Handwerk zusammengeführt und Ideen für die Zukunft entwickelt werden;
  • mit Adobe eine eigene Projekt-Website erstellt.

Und was haben wir am Ende gelernt? Vielleicht,

… dass digitale Kompetenzen ein wichtiger, aber letztlich nur ein kleiner Teil einer vielfältigen Lernwelt sind;

… dass Lernen Spaß macht, wenn wir gemeinsam Grenzen überwinden;

… dass Bildung so viel mehr ist, als das, was im Stundenplan steht.

Karmen Heup

Jahresrückblick 2023

Wir sagen DANKE an alle, die unsere internationalen Aktivitäten im Jahr 2023 unterstützt haben. Es war ein Jahr voller spannender Begegnungen und kreativer Projekte.

DANKE, …

an die Kuratoren der Banksy-Ausstellung in Mülheim für die Diskussionsanregungen in unseren englischen Vertiefungs- und Philosophiekursen in Jgst. 10 und 11;

an die Amnesty International-Gruppe Essen-Süd für einen englischen Workshop über Menschenrechtsverletzungen in der Jgst. 9;

an unsere Partnerschule in Lublin, Polen, für eine Erasmuswoche über „Different Forms of Learning“ in Jgst. 10;

an ‚Bücher Bredeney‘ für das Sponsoring der Book Challenge unserer Schülerinnen und Schüler in Jgst. 5 bis 12, die Bücher und digitale Medien verbunden hat;

an unsere holländischen Gastgeber vom Gymnasium Haganum bei der Model UN in Den Haag für Schülerinnen und Schüler der Jgst. 10 bis 12;

an Jon Woodall, den Leiter von Amazon Education, für seinen Career Talk mit unseren Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 bis 12;

an das Junge Literaturhaus Köln, das unsere Essener Erasmuswoche zu „Deep Reading in Digital Times“ bereichert hat;

an unsere Technik-AG, die unseren Erasmus-Schülerinnen und -Schülern in Jgst. 10 und 11 geholfen hat, eine englische Version von Robert Seethalers „Der Trafikant“ auf die Bühne zu bringen;

an unsere Erasmus-Partnerschulen aus Ikast (Dänemark), Lublin (Polen), Barcelona (Spanien) und Šiauliai (Lublin), die mit uns ein Theaterstück über Bildungsromane als Gemeinschaftsprojekt mit Schülerinnen und Schülern aus fünf Ländern entwickelt haben;

an den englischen Diff-Kurs der Jgst. 9, der sich am Schwerpunkt „Deep Reading“ der Essener Erasmuswoche mit der Lektüre und filmischen Umsetzung von Mark Twain’s Huckleberry Finn beteiligte;

an unsere Partnerschule in Barcelona für eine Erasmuswoche zu “Transdigital Perspectives”, die gezeigt hat, wie ganzheitliches Lernen mit digitalen Medien gelingen kann;

an Nils Ole Haar, den Leiter von Europe Direct Essen, der mit uns die Akkreditierung als Erasmusschule gefeiert hat;

für die Auszeichnung als ‚Best Representative‘ im internationalen Frühlings-Nachhaltigkeitsforum ‘The Best ROI – Women and the Economy*;

an alle IB-Lehrerinnen und -Lehrer für 15 Jahre internationale Schulabschlüsse im IB Diploma Programme;

an Global Education Destinations für die Aufnahme unseres internationalen Nachhaltigkeitsclubs „United Change“ in ein Netzwerk aus über 25 Ländern;

für die Auszeichnung als ‚Best Representative‘ im internationalen Sommer-Nachhaltigkeitsforum ‘AquaAlliance’;

an unsere Partnerschule in Tønder (Dänemark) für gemeinsame Essener Erasmus-Tage zum Strukturwandel im Emscher Tal;

an Radio Essen für die Einladung an unsere Schülerinnen und Schüler, über ihre internationale Nachhaltigkeitsarbeit im Interview zu berichten;

an Bürgermeisterin Julia Jacob und Staatssekretär Viktor Haase vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, an Dr. Björn Mastiaux (VHS Essen), Dr. Heike Naderer von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, Jonas Greschner, Koordinator für Bildung für nachhaltige Entwicklung beim Landesverband der Volkshochschulen, und Jennifer Kappmeier-Klenk, Koordinatorin von „Schule der Zukunft“, die an unserem Info-Stand beim Essener BNE-Festival (Bildung für nachhaltige Entwicklung) mit unseren Schülerinnen und Schülern über ihren internationalen Nachhaltigkeitsclub gesprochen und sie in ihrem Engagement bestärkt haben;

an unsere Partnerschule in Barcelona und das Museu d’Història de Catalunya für das Geschichtsprojekt „In the Darkroom of History“ und die gemeinsam erarbeitete Ausstellung mit Schülerinnen und Schülern der Jgst. 10;

an Dokumentarfilmer und Regisseur Siegmund Thies, der unseren englischen Diff-Kursen in Jgst. 9 und 10 von seiner Arbeit im südamerikanischen Regenwald und über die Folgen von Raubbau und Klimawandel für die indigene Bevölkerung Ecuadors berichtete sowie an den Verein der Freunde und Förderer, der das Filmgespräch finanzierte;

für den Pioneer Award im internationalen Herbst-Nachhaltigkeitsforum „Green Jobs in the Green Economy“;

an Herrn Dr. Hartig, der auch 2024 wieder unseren englisch-deutschen Lyrikpreis sponsern wird;

an das Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie e.V., das mit unserer Schule Online-Austausche mit dem indigenen Volk der Karen in Thailand vorbereitet.

Danke an alle, die uns geholfen haben, unsere Klassenzimmer zu öffnen, Grenzen zu überwinden und unsere Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, dass Neugier, Begeisterung und Engagement den Weg in eine lebenswerte Zukunft weisen!

Karmen Heup & Martina Féaux de Lacroix

Ausstellung über Francisco Boix

30 deutsche und katalanische Erasmus-Schülerinnen und -Schüler der Jgst. 10 erstellten im Oktober 2023 an der Escola Voramar in Barcelona eine Ausstellung über Francesc (Francisco) Boix. In einem Workshop im Museum für katalanische Geschichte hatten sie sich bereits auf historische Spurensuche über den Widerstandskämpfer gemacht, der als ‘Fotograf von Mauthausen’ in die Geschichte einging, weil es ihm und seinen Mithäftlingen trotz strenger Bewachung gelang, tausende Negative aus dem Fotolabor des Konzentrationslagers für die Nachwelt zu sichern.

Verhaftet worden war Boix von deutschen Nationalsozialisten wegen seiner Rolle im Widerstand gegen die Franco-Diktatur. Während einer Stadtführung durch das ehemalige  jüdische Ghetto in der Nähe der Kathedrale hatten die Schülerinnen und Schüler bereits erfahren, wie schwierig das Leben während des Bürgerkrieges und der Diktatur war. Obwohl jüdische Familien schon seit dem Mittelalter in Barcelona zu Hause waren, konnten sie Ende der 30er Jahre nicht mehr in der Stadt bleiben. Die meisten waren bereits geflohen, als Boix 1940 wegen seines Kampfes für ein demokratisches Spanien ins KZ nach Österreich gebracht wurde.

Um die Lebensgeschichte von Francisco Boix in Wort und Bild umzusetzen, wählten die Schülerinnen und Schüler in neun international gemischten Gruppen unterschiedliche Ansätze.

Eine Gruppe gestaltete zur Einführung ein Poster zur NS-Zeit mit einem Mini-Lexikon zur Erläuterung wichtiger Begriffe.

Andere entwarfen einen Steckbrief zu Boix oder illustrierten wesentliche Lebensabschnitte mit Comic-Elementen.

Weitere Gruppen beschäftigten sich mit der Geschichte Mauthausens, dem Schicksal der dortigen Sträflinge und der Art der Fotos, die im KZ entstanden.

Den Abschluss bildeten eine persönliche Hommage an Anna Pointner, die den Inhaftierten half und in ihrem Garten die Negative bis Kriegsende versteckte, sowie ein Quiz für die Besucher der Ausstellung.

Als die deutschen Schülerinnen und Schüler nach der Abschluss-Präsentation die Heimreise antraten, hatten sie nicht nur einen länderübergreifenden Blick in die Geschichte geworfen, sondern offensichtlich auch ihr Herz für die Partnerschule und die Hauptstadt Kataloniens entdeckt.

Projektbetreuung: Karmen Heup & Jessica Cereto Martinez

Wer war Francisco Boix?

Vom 24. bis 28. Oktober 2023 fand an der Escola Voramar in Barcelona der erste Teil eines ungewöhnlichen Geschichtsprojekts statt, das 15 Erasmus-Schülerinnen und Schüler der Jgst. 10 der Goetheschule ‘In the Darkroom of History’ / ‘In die Dunkelkammer der Geschichte’ führte.

FRANCISCO BOIX & DIE FOTOS AUS MAUTHAUSEN

Im Mittelpunkt der Projektarbeit stand der Fotograf Francisco Boix, oder auf Katalanisch Francesc Boix, der sich in den 1930er Jahren in Spanien für die Demokratie und gegen den Faschismus engagierte. Die Nationalsozialisten nahmen ihn 1940 gefangen und verschleppten ihn nach Mauthausen, wo Boix Teil einer Widerstandsgruppe wurde, die heimlich Negative aus dem Konzentrationslager schmuggelte, um Beweise für die dort verübten Gräueltaten zu sichern.

Boix wird heute in Barcelona für seinen Mut und sein Engagement verehrt. Es dauerte jedoch lange, bis ihm breite Anerkennung zuteil wurde. Erst als vor rund zehn Jahren sein Nachlass dem Museu d’Història de Catalunya überantwortet wurde und dieses eine Ausstellung über Boix organisierte, wurde die breite Öffentlichkeit auf seine Leistungen aufmerksam.

PAUL RICKEN & DIE FOTOS AUS MAUTHAUSEN

Diese Aufnahme aus unserem Schularchiv zeigt Ricken, der für seine Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, nach seiner Begnadigung, wahrscheinlich zu Beginn der 60er Jahre.

Für unsere Partnerschule ist Boix eine wichtige Person des lokalen Widerstands, aber auch für uns an der Goetheschule ist sein Schicksal eng mit unserer eigenen Geschichte verknüpft. Paul Ricken, der Leiter des Erkennungsdienstes von Mauthausen, unter dem Boix Zwangsarbeit im Lager leisten musste, war nämlich zuvor über 20 Jahre als Kunstlehrer an unserer Schule tätig und zeigte sich schon während dieser Zeit als überzeugter Nationalsozialist. In einem zweiten Projektteil im Juni 2024 werden sich deutsche und katalanische Schülerinnen und Schüler in Essen mit der Rolle dieses NS-Täters auseinandersetzen.

IN THE DARKROOM OF HISTORY

Im ersten Teil des Projektes in Barcelona stand die Geschichte der Opfer im Mittelpunkt. Im Museum für katalanische Geschichte führte die Fotografin Mon Casas, die für Educació clicme tätig ist, die Schülerinnen und Schüler am Mittwoch, dem 25. Oktober 2023, in englischer Sprache in die geschichtlichen Ereignisse ein.

Das Geschichtsmuseum hat etwa 400 Fotos von Boix in seiner Sammlung. Anna Pointner half den Widerstandskämpfern und versteckte viele der Negative aus dem KZ in ihrer Gartenmauer. Die Fotos wurden in der Nachkriegszeit, zusammen mit Boix’ Aussagen, zur Grundlage in verschiedenen Prozessen gegen hochrangige NS-Verbrecher.

Im Anschluss an den Vortrag von Frau Casas wurden die 30 spanischen und deutschen Schülerinnen und Schüler aufgefordert, zur Erinnerung ein eigenes Heft über Boix’ Geschichte zu gestalten – mit Kopien ausgewählter Originalaufnahmen, die das Museum zur Verfügung stellte.

Die Schülerinnen und Schüler konnten selbst entscheiden, wie sie den Innenteil der Broschüren gestalten wollten, zum Beispiel als historische Dokumentation der Ereignisse, als kreative Auseinandersetzung oder als ganz persönlichen Rückblick im Tagebuchstil.

Einige Schüler stellten anschließend der Gruppe ihr Gestaltungskonzept anhand ihres fertigen ‘Booklets’ vor.

Zum Abschluss schrieben die Schülerinnen und Schüler kurze, persönliche Botschaften an Francisco Boix, Anna Pointner und die Widerstandsgruppe. Auf bunten Klebezetteln wurden die Kommentare gesammelt.

Am Ende dieses ersten Projekttages gab es viele Informationen zu verarbeiten, aber die Schülerinnen und Schüler hatten auch wichtige Impulse für die weitere Arbeit bekommen, so dass es ihnen gelang, die Geschichte von Boix und seinen Freunden weiterzutragen, indem sie an den folgenden Tagen eine gemeinsame Ausstellung in der Schule gestalteten.

Projektbetreuung: Karmen Heup & Jessica Cereto Martinez, Goetheschule Essen

Fotos: Karmen Heup, Archiv der Goetheschule Essen, Archiv des Museu d’Història de Catalunya