Goetheschüler treffen das Team der Gleichstellungsstelle Essen

Ein Rückblick auf unser Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Gleichstellungsstelle Essen von Carla und Johanna in deutscher und englischer Sprache:

Konferenz der Klassen 9a/b mit der Gleichstellungsstelle Essen

Am Freitag, dem 21. Januar 2022, hatte der Bilingual-Kurs der 9a/b um 8:30 Uhr eine Konferenz mit der Gleichstellungsstelle Essen. Corona-bedingt war es nicht möglich, dass der geplante Besuch im Rathaus stattfinden konnte. Deswegen fand eine Videokonferenz mit der Leiterin der Gleichstellungsstelle, Frau Barbara Wolf, ihrer Stellvertreterin, Frau Christiane Volkmer, und ihrem Kollegen, Herrn Sebastian Stute, statt, der für die Belange lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, nichtbinärer und intergeschlechtlicher Menschen (LSBTI) zuständig ist.

Zu Beginn der Videokonferenz stellten sich die Beamtinnen und Beamten kurz vor und zeigten uns anschließend eine PowerPoint-Präsentation, die die eigentlichen Aufgaben der Gleichstellungsstelle erläutert, welche auf Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes basieren, der lautet: ,,Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.‘‘ Im Prinzip bedeutet dies, dass gesetzlich Mann und Frau gleichberechtigt sind, nur dass es immer noch viele Bereiche gibt, in denen es eindeutige Nachteile für Frauen und auch für Männer gibt.

Barbara Wolf (Fachbereichsleiterin und Gleichstellungsbeauftragte), Christiane Volkmer (Stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, Frauen im sozialen Umfeld), Sebastian Stute (Koordinator LSBTI*). Fotos mit freundlicher Genehmigung der Gleichstellungsstelle Essen.

Im Anschluss stellte Frau Christiane Volkmer sich als Beauftragte für „Frauen im sozialen Umfeld“ vor und skizzierte ihre Aufgaben, die sie regelmäßig bewältigt. Sie arbeitet mit einigen Kolleginnen und Kollegen in der externen Frauenförderung und im Frauenbündnis. In diesen Bereich fällt die Förderung gleichberechtigter Teilhabe an allen gesellschaftlichen Bereichen und Entscheidungen.

Aber wie erreicht man Gleichberechtigung in der Stadt Essen? Der ,,Runde Tisch Häusliche Gewalt‘‘ setzt sich stark für die Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes ein. Ebenfalls versuchen die Mitglieder durch Einzelberatung und durch die Erfassung der Lebenssituation von Migrantinnen und Frauen mit Fluchterfahrung deren Situation in Essen zu verbessern. Frau Volkmer und ihre Kolleginnen und Kollegen planen auch bekannte Veranstaltungen, wie z. B. den Empfang zum Internationalen Frauentag am 8. März, den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, den Equal Pay Day etc. Auch die Ausstellung ,,Fearless Women‘‘, die letztes Jahr in der Gruga stattfand, wurde von der Gleichstellungsstelle organisiert.

Die interne Frauenförderung wird von Frau Jutta Becker geleitet. Sie sorgt für mehr Chancengerechtigkeit in der Stadtverwaltung. In ihre Aufgabenbereiche fallen Verwaltungsaufgaben und Netzwerkarbeit. Sie organisiert unter anderem das Treffen der Frauenbeauftragten und das Treffen von Frauen in Führungspositionen. Außerdem ist sie verantwortlich für die gerechte Beteiligung an Auswahlverfahren.

Ein weiterer wichtiger Teil der Gleichstellungsstelle sind männerspezifischen Belange. Das größte Problem in heutiger Zeit ist die psychische Gesundheit der Männer. Dahinter steckt oft ein Konzept, das man toxic masculinity nennt. Die Vorurteile, mit denen sich Männer und Jungen von Geburt an auseinandersetzen müssen, sind große Nachteile in ihrer psychischen Entwicklung. Bekannte Redewendung wären z. B. „Sei ein Mann!‘‘ oder „Jungen sind eben Jungen.‘‘. Diese normalisieren Rollenklischees und betonen, dass Jungen anders sein müssten als Mädchen. Aber darf ein Junge nicht weinen, nur weil er ein Junge ist? Mit psychischen Problemen, die aus falschen Erwartungen resultieren, beschäftigt sich die Gleichstellungsstelle.

Der LSBTI-Koordinator, Herr Sebastian Stute, setzt sich außerdem aktiv für die Gleichberechtigung von binären und nicht-binären Personen ein. Aber was steckt konkret dahinter? Wir haben ihn zum Beispiel gefragt, ob es auch Toiletten für nicht-binäre Menschen im Rathaus gibt. Die Antwort war zu erwarten, es gibt sie tatsächlich (noch) nicht. Als Grund führte Herr Stute an, dass das Rathaus ein altes Gebäude sei. Allerdings wird es bald saniert und dann soll es in jeder 3. Etage eine Toilette für non-binäre Personen geben. Wir Schüler finden, dass Unisex-Toiletten für alle ziemlich gut wären, aber nach dem Gesetz muss es in öffentlichen Gebäuden auch getrennte Toiletten geben.

Eine andere Frage galt den skandinavischen Ländern, die in vielen Bereichen viel weiter sind, was die Gleichberechtigung der Geschlechter angeht. Woran liegt das? Was macht Deutschland falsch? Ein Grund, der uns um Jahre zurückkatapultierte, ist der Nationalsozialismus. Vor dieser Zeit gab es sogar Tanzkaffees für Lesben in Essen und das generelle Rollenverständnis war nicht so radikalisiert wie in der NS-Zeit, erklären uns Herr Stute und Frau Wolf. Außerdem haben sich die skandinavischen Länder politisch mehr auf die Familie konzentriert, genau das hat Deutschland aber bisher zu wenig gemacht. Arbeitende Frauen werden deshalb oft als ‚Rabenmütter‘ angesehen. Zusätzlich gibt es zu wenige Frauen in der Politik. Im Bundestag sind nur rund 30% Frauen vertreten.

Warum sind so wenige Frauen in Führungspositionen? Ist der Arbeitsgeber schuld oder liegt das an den Frauen selbst? Wir haben jetzt einige Antworten: Viele Frauen kümmern sich um ihre Kinder und Führungspositionen können sie damit nur schwer ausüben, da sie oftmals nur halbtags arbeiten. Allerdings werden den Frauen von der Gesellschaft auch Steine in den Weg gelegt. Weitverbreitet ist der Thomas-Effekt. Dieser erklärt, dass viele Männer in Führungspositionen keine Frauen einstellen, da diese anders sind als sie selbst.

Weiterhin trauen sich Frauen auch vieles nicht zu. Wenn sie halbtags arbeiten, trauen sie sich selbst keine verantwortungsvolle Position zu, welche oft mit mehr Arbeitsstunden verbunden wäre. Barbara Wolfs Antwort darauf ist: ,,Nicht aufgeben. Frauen müssen sich mehr zutrauen. Beides ist möglich, ein Kind aufzuziehen und zu arbeiten. Ich denke wir brauchen auch mehr weibliche Vorbilder.‘‘

Nach dieser interessanten Antwort, fragten wir uns, wie lange es dauert, Geschlechtergleichheit zu erreichen. Das Problem sind eben häufig „eingepflanzte“ Vorurteilen durch die Eltern oder durch die Großeltern. Wie wollen wir diese aus der Welt schaffen? ,,Hier gibt es keinen genauen Zeitraum.‘‘, erklärte man uns. ,,Wir bauen auf die junge Generation und dass diese hoffentlich ihren Kindern andere Werte vermittelt und dass sich das Rollenverständnis ändern wird. Es könnte 100 Jahre dauern oder mehr. Wir wissen es nicht genau.‘‘

Wir sind sehr gespannt, wie weit die Gleichstellungsstelle voranschreiten wird und ob es uns, der jungen Generation, gelingt, das Rollenverständnis von Männern und Frauen zu ändern und mehr Freiheit für Minderheiten zu schaffen.

Zusammengefasst: Es liegt an uns!

Carla B., Klasse 9

Why toilets for all might be an actual thing in the future

Our student video call with the local Equal Opportunities Officers in Essen

In 1994 an article was added to the German constitution that provided the obligation for any state authority to fight gender inequality. It declared that the state shall promote the factual implementation of gender equality between men and women and strive to eliminate existing disadvantages. Most cities, therefore, have assigned equal opportunity commissions and committees to fulfill this legal obligation. We – the students of the bilingual course – talked to the local office in Essen on January 21st 2022. This gave us the opportunity to listen to the representatives and to ask questions about their work. The video conference started with an overview presentation. Here the representatives provided us with some legal context to ensure gender equality. The call ended with a Q&A session.

The Deputy Equal Opportunities Officer for Women talked about external threats (e. g. physical abuse) and internal threats (e. g. eating disorders, body dysphoria) and the health of women because of wrong and unattainable values, beliefs, and expectations that have been imposed by society on young girls and women.

The coordinator for the concerns of lesbian, gay, bisexual, and non-binary people stressed the pivotal role of one’s own right of reflection and perception with regards to gender, sexuality, and personality. For those young individuals struggling with their identity and seeking personal and confidential advice, he offers professional support and concretely mentioned the help given in youth centers in Essen.

Another representative of the commission highlighted the area of critical male issues such as the challenge of being a good father in a patriarchal society.

The Q&A session ended up being far more interesting than expected from our end as it actively involved us students. When discussing the opinion on gender in public toilets, one of the officers mentioned that he is a strong advocate of a third toilet for non-binary people and for people who don’t identify with their innate sex. That’s because people who don’t identify with being either male or female feel social pressure to fit into a certain mold. When using sanitary facilities, they are reminded that it is widely assumed that one can only be male or female and that there is nothing in-between, which is wrong by social and legal norms. The denial of a third toilet or a toilet for all would also mean the denial of human rights.

Coming back onto where I started, one might argue that a toilet for all is the best approach to fight gender inequality and to eliminate existing disadvantages, especially regarding intersex people, because everyone would have the same access to the same sanitary facilities. However, there might be a backlash by many women and most likely many men, too, who would expect that their intimacy is protected in public toilets and would feel rather uncomfortable in the presence of the opposite sex.

While introducing a third toilet might drive gender equality, this would presumably come at a high risk. While Western society by and large has increasingly been opening-up for LGBT+ requests and concerns, many fellow citizens still believe in the strict categorization of male and female and some even support attacks against the LGBT+ minority. Publicly marked toilets for the third gender might run the risk of LGBT+ citizens being attacked by those extremists.

To sum it up, a toilet for all might not be as eccentric as this might have seemed only a few years ago. The idea that using the bathroom is not about gender and that people should not be forced into socially constructed stereotypes might seem normal one day.

Johanna P., Year 9