WDR-Dokumentation: Die Hirschlands

Wie dreht man eine Dokumentation? Hautnah konnten einige Schülerinnen und Schüler aus der Stolperstein-AG und den englischen Differenzierungskursen erleben, wie ein Film-Portrait der Familie Hirschland entstand.

Am Dienstag, dem 5. März 2024, trafen sie sich mit Norbert Fabisch, der die Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie erforscht hat, und einem Kamera-Team des WDR auf dem Gelände der ehemaligen Hirschland-Villa in Essen-Werden, heute Ruhrtalstraße.

Herr Fabisch hatte die Schülerinnen und Schüler vorab bereits in der Goetheschule kennengelernt, wo er ihnen über die Ergebnisse seiner Recherchen berichtete, die er auch in Buchform publiziert hat.

→ Die Geschichte der Hirschlands 

Im ehemaligen Park der Hirschlands kann man den früheren Reichtum nicht mehr erahnen. Wo heute Rasenfläche ist, befand sich in den 20er Jahren einer der ersten beheizten Pools Deutschlands. Als die Nazis jüdischen Kindern den Besuch öffentlicher Schwimmbäder verboten, reagierten die Hirschlands, indem sie diese auf ihr Privatgrundstück zum Schwimmen einluden. Wer sich dort heute bewegt, sieht Graffiti und eine löchrige Grundstücksmauer. Herr Fabisch aber weiß von den antiken Statuen zu berichten, die dort früher in den Mauernischen einen prachtvollen Badebereich schmückten.

Auch eine Teichanlage gab es, in der die Hirschlands wertvolle Koi-Karpfen hielten, und einen japanischen Pavillon, in dem die Familie ihren Tee einnahm. Herr Fabisch hat sich dafür eingesetzt, dass die Anlage heute unter Denkmalschutz steht, doch auch hier ist offensichtlich, wie sehr der Ort vom Verfall bedroht ist.

Die Nationalsozialisten vertrieben die Hirschlands schließlich aus Essen, woraufhin der amerikanische Teil der Familie bereits fest geplante Schenkungen an das Folkwang-Museum stoppte. Die Gemäldesammlung in Essen wäre heute unübertroffen, ist Herr Fabisch überzeugt, wenn die Nazis nicht die Macht übernommen hätten.

Zum Schluss durfte eine kleine Schüler-Gruppe die Filmemacher noch in die Innenstadt begleiten. Vor der ehemaligen Hirschland-Bank erzählte Herr Fabisch, wie die Familie zu ihrem Vermögen gekommen war. Während andere deutsche Banken in der Annahme, dass Deutschland den Ersten Weltkrieg gewinnen würde, ihre Auslandskredite nicht zurückgezahlt hatten, waren die Hirschlands allen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sie sich dadurch das Vertrauen ausländischer Geldhäuser erworben und waren in der Lage, Kredite für die Ruhrindustrie zu besorgen, die man anderen deutschen Banken nicht gewähren wollte.

Die Dokumentation der WDR-Lokalzeit ist inzwischen fertig geschnitten und kann noch bis zum 1. April 2024 in der ARD-Mediathek (ab Minute 18:00) angeschaut werden. Wer die Sendung und die Interviews mit unseren Schülerinnen und Schülern verpasst hat, kann sich bei Frau Heup melden, um die Dokumentation zu sehen.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Fabisch und beim Team des WDR für eine spannende Spurensuche und einen Blick hinter die Kulissen der Filmproduktion.

Schulpartnerschaft mit Thailand

Fast 9.000 Kilometer entfernt liegt unsere neue Partnerschule, die Khunmaeyod School in Thailand. Das Besondere: Die Schule befindet sich mitten im Gebiet der indigenen Volksgruppe der Karen.

„Call me Su,“ fordert Suraporn Suriyamonton von der Pestalozzi-Stiftung für Kinder die Schülerinnen und Schüler des englischen Differenzierungskurses der Jgst. 9 am Donnerstag, dem 21. März 2024 auf, als sie den Klassenraum betritt. Su gehört selbst zum Volk der Karen und stellt sich im traditionellen Gewand vor, das mit Stickereien geschmückt ist. Die Reise nach Essen hat sie gemacht, um den Schülerinnen und Schülern erste Einblick in die Lebensweise ihres Volkes zu geben.

Jugendliche Karen lieben TikTok, erzählt sie, aber genauso sehr traditionelle Sprechgesänge, die dem Rap ähneln. Auf ihrem Stundenplan steht auch ‚indigenes Wissen‘, das die Alten an die junge Generation weitergeben. Der Schulgarten ist besonders wichtig, um die einheimischen Pflanzen intensiv kennenzulernen. Im Karen-Kalender finden sich viele Feste, die in Europa völlig unbekannt sind. Das Büffel-Fest, zum Beispiel, zeigt, wie eng verbunden die Karen mit den Tieren sind, mit denen sie Landwirtschaft betreiben. Ein Büffel ist nicht einfach nur ein Nutztier. Einem Büffel muss der Mensch für seine Arbeit danken. Auch die Bäume des Waldes werden verehrt, denn nur wenn man Mensch und Natur als Einheit begreift – so die Philosophie der Karen – ist ein gutes Leben möglich.

Über Traditionen, Geschichten, Musik und die Einstellung zur Natur werden sich die Schülerinnen und Schüler in den folgenden Monaten online austauschen, auf einer Lernplattform und per Videokonferenz. Organisiert wird dieser ungewöhnliche Austausch von Sabine Schielmann, Projektkoordination für “Indigene Völker und nachhaltige Entwicklung”. Sie arbeitet für INFOE, das Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie e.V. in Köln, und ist mit nach Essen gekommen, um die Schülerinnen und Schüler zu treffen.

Mehr über unsere Partnerschule und das Projekt gibt es unter Partner*innen für die Begegnungen mit Karen-Schulen in Thailand.

Text: Karmen Heup

Illustrationen:

The Karen Calendar & Alphabet: K. Heup, S. Schielmann, 2024

Karen girls 2010, Takeaway, This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

ZONTA Award 2024

Im Rahmen des Festival of Hope an der Goetheschule wurde am Dienstag, dem 19. März 2024, der ZONTA Young Women in International Affairs Award an Essener Schülerinnen verliehen, die sich in besonderer Weise für die Allgemeinheit engagieren und dabei Führungsqualitäten unter Beweis stellen. Über den ersten Preis durfte sich Marlene Walter (Jgst. 11) freuen, die unter anderem den United Change Club der Goetheschule Essen leitet.

Ein zweiter Preis ging an Pauline Schepke (Jgst. 12), die nicht nur Co-President im Nachhaltigkeitsclub ist, sondern in diesem Schuljahr auch dem MUN-Club der Goetheschule vorsteht.

Große Freude gab es außerdem bei Vanessa Batesimah von der Frida-Levy-Gesamtschule, die einen weiteren zweiten Preis aus den Händen von Dagmar Dohm, Michaela Blendowski und Barbara Mikus-Boddenberg in Empfang nahm, und bei der Drittplatzierten Kirandeep Kaur Chauhan vom Gymnasium Essen-Nordost.

Schulleiterin Dr. Nicola Haas würdigte das Engagement der jungen Frauen und bedankte sich besonders bei Marlene und Pauline, die das Schulleben in den letzten Jahren bereichert und wesentlich mitgestaltet haben.

Stellvertretend für den United Change Club gratulierten Julius Eichhorn und Laura Braekler Herrera aus der Jgst. 11 mit Foto-Alben und Video-Grußbotschaften von den Partnerschulen aus Barcelona (Spanien) und Ikast (Dänemark).

Ein herzliches Dankeschön für die musikalische Gestaltung des Abends geht an Alissa Bell, Klasse 8a, die am Klavier Michail Glinkas ‘Die Lerche‘ präsentierte, und an Emily Bell (Violine) und Vina Jabery (Klavier) aus der Jgst. 12, die Jules Massenets ‘Méditation aus ‚Thais‘ darboten.

Über die Preisverleihung berichteten Radio Essen und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung.

Schulkinotag

Ein Teil des Differenzierungskurses “Gesellschaftswissenschaften Bilingual” der Jgst. 9 nahm am Dienstag, dem 19. März 2024, am Schulkinotag im Astra-Kino Essen teil. Zusammen mit über 180 Schülerinnen und Schülern sahen sie One Life, die Verfilmung des Lebens von Nicholas Winton.

Winton war ein britischer Börsenmakler, der bei einem Aufenthalt in Prag die elenden Bedingungen sah, unter denen (meist jüdische) Flüchtlingskinder in Lagern leben mussten. Gemeinsam mit einem kleinen Kreis an Helfern gelang es Winton, britische Visa, Pflegefamilien und Bürgschaften zu organisieren. 669 Kindern konnten so per Kindertransport aus der Tschechoslowakei gerettet werden, bevor die Nationalsozialisten die Rettungsaktion stoppten. Insgesamt retteten die meist privat initiierten Kindertransporte in Europa fast 20.000 Kinder. Dem stehen etwa zwei Millionen Kinder gegenüber, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Der Titel des Films mit Anthony Hopkins ist also mehrdeutig: Er deutet an, was ein einzelner Mensch bewirken kann, aber auch, dass jedes einzelne gerettete Leben zählt, selbst unter scheinbar aussichtslosen Bedingungen.

Dr. Mathis Gronau, Historiker an der Universität Duisburg-Essen, führte in den historischen Hintergrund der Kindertransporte ein und beantwortete auch im Anschluss noch Fragen. Wie man denn das Thema ‘Kindertransporte’ unter Jugendlichen bekannter machen könnte, wollten Kimiya und Ella zum Beispiel wissen. Dr. Gronau meinte, hier seien gerade die Medien gefragt: Filme und historische Projekte auf Social Media, wie rund um Anna Frank, könnten Geschichte lebendig werden lassen. Aber auch Stolpersteine könnten helfen, die Erinnerung wachzuhalten.

Die Schülerinnen und Schüler berichtete, dass sie am 14. Juni 2024 an einer Stolpersteinverlegung für Karl Hirschland, einen ehemaligen Goethe-Schüler, mitwirken werden. Da Karl die Flucht mit Hilfe eines Kindertransports gelungen war, haben die Schülerinnen und Schüler im Unterricht Erklärvideos zu den Kindertransporten erstellt. Wer mehr über Nicholas Winton und Karl Hirschland erfahren möchte, kann sich online einen Überblick auf unserer Erklärfilm-Seite Kindertransporte verschaffen.

Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Gronau und den Organisatorinnen der Schulkinowochen NRW für die interessanten Gespräche und die Möglichkeit, einen Vormittag lang das Klassenzimmer gegen den Kinosaal einzutauschen!

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Kindertransporte

Der englische Differenzierungskurs GW (Gesellschaftswissenschaften) hat sich im März 2024 ein historisches Schwerpunktthema gewählt: die Kindertransporte nach Großbritannien, durch die fast 20.000, meist jüdische, Kinder und Jugendliche vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gerettet wurden, davon etwa 10.000 deutsche. Eines dieser Kinder war Karl Hirschland, der sich später Charles Hannam nannte. In seinen Erinnerungen ‘A Boy in Your Situation’ hat er seine einsame Zeit am Goethe-Gymnasium in Rüttenscheid beschrieben und den Hass, der ihm von nicht wenigen Mitschülern und Lehrern entgegenschlug, aber auch die Rettungsaktion, die ihn in Sicherheit brachte.

Für Karl Hirschland, der am 28.5.2015 im Alter von 89 Jahren verstorben ist, verlegen unsere Schülerinnen und Schüler am 14. Juni 2024 einen Stolperstein. Karl und seine Schwester Margot überlebten, aber Karl haben die traumatischen Erinnerungen an die NS-Zeit nie losgelassen. Nach dem Tod der Mutter musste er sich von seinem Vater, Max Hirschland, und seinem Großvater trennen. Damals wusste er nicht, dass er beide nie wiedersehen würde. Während Karls Weg durch den Kindertransport in eine neue Heimat führte, wurde die Situation für Vater und Großvater immer schwieriger. Beide wurden schließlich deportiert und später in Theresienstadt ermordet.

The Trauma of the Children Before, During and After the Kindertransport – a Video by Ella und Zara (Year 9)

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The Kindertransport: a Rescue Effort. A Video by Lena und Kimiya (Year 9)

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The Kindertransport – a Rescue Operation. A Video by Carlotta and Pia.

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The Kindertransport – an Introduction. A Video by Jens, Johann and Jonathan (Year 9)

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Organising the ‘Kindertransport’ – a Video by Jonna und Luise (Year 9)

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The Historical Background of the ‘Kindertransports’, a Video by Mats and Miles (Year 9)

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The Czech ‘Kindertransport’, a Video by Lea (Year 9)

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Illustrationen:

Die Zeichnungen hat Zara Urayama (Jgst. 9) anhand einzelner historischer Fotos erstellt, die sie zu einem Familienbild zusammengefügt hat. Nur von Karls Schwester Margot lag keine Aufnahme aus Kindheitstagen vor.