Thailand-Austausch 2025

Mit freundlicher Genehmigung von https://pasdthai.org/

Unsere Schulpartnerschaft mit der indigenen Gemeinschaft der Karen aus Thailand geht weiter. Am Donnerstag, dem 27.2.25, hatten Schülerinnen und Schüler aus dem englischen Differenzierungskurs der Jgst. 9 Gelegenheit, sich mit Jugendlichen der Khunmaeyod School per Videokonferenz über die nachhaltigen Anbaumethoden der Karen und ihr Leben zwischen Tradition und Moderne auszutauschen.

Zur Überraschung der Schülerinnen und Schüler hatten einige Frauen und Männer der Gemeinschaft eine große Tafel in der thailändischen Schule mit Kürbissen, Reis, Auberginen und vielen verschiedenen Gewürzen aufgebaut. Sie zeigten auch die Speisen, die aus dem zubereitet werden, was in den eigenen Gärten und Feldern mitten im Regenwald wächst. Welches der Gerichte denn ihr Lieblingsessen sei, wollten die deutschen Schülerinnen und Schüler wissen. „Wir lieben alles auf diesem Tisch – und natürlich vor allem den Reis.” Reis gibt es bei den Karen in über einem Dutzend Sorten. Samen werden sorgfältig eingelagert, damit die Vielfalt der Pflanzen erhalten bleibt. Monokulturen werden im Anbau streng vermieden, um keine Pestizide einsetzen zu müssen. Der Klimawandel aber macht es den Bauern zunehmend schwer. „Der Regen kommt nicht mehr zu den Jahreszeiten, zu denen wir ihn brauchen. So verdorren oder verfaulen immer mehr Pflanzen auf den Feldern.”

„Was esst Ihr in Deutschland denn gern?”, wollten die thailändischen Jugendlichen wissen und die Deutschen bemühten sich zu erklären, woraus ein Döner besteht. Auch Social Media, Kleidung und Musikvorlieben waren ein Thema. Auf Bitten der deutschen Schülerinnen und Schüler sangen zwei Thailänderinnen spontan ein Volkslied und die Diffies versuchten sich im Chor ebenfalls an einem Song. „Spielt Ihr auch Fußball?”, fragten die Deutschen, woraufhin ein junger Thailänder stolz in seinem Fußballshirt vor die Kamera trat. Die Karen-Mädchen präsentierten sich dagegen in ihrer Tracht, einer weißen Bluse mit Stickereien, die nur unverheiratete Frauen tragen dürfen.

Mit Unterstützung des Instituts für Ökologie und Aktions-Ethnologie ist bereits ein weiterer Online-Austausch geplant, bei dem sich die Karen direkt von ihren Feldern melden werden, so dass man einen Eindruck von den Pflanzen und Tieren vor Ort bekommen kann. Es wird also noch weitere interessante Einblicke in das Leben der Indigenen für die Schülerinnen und Schüler geben.

Essen auf Rädern

Zum Abschluss der Aktion “Essen auf Rädern” empfing Oberbürgermeister Kufen am 13.2.25 Schülerinnen und Schüler der sechs beteiligten Schulen. Ziel des Projekts war es, Daten zur Essener Fahrradinfrastruktur aus Schülersicht zu erheben sowie Verbesserungen anzuregen. Konzipiert hatte das Ganze die Universität  Münster, begleitet durch Vereine und Initiativen wie den Essener Radentscheid und den ADFC Essen.

Fünfzehn Goetheschülerinnen und -schüler haben im Juni und August 2024 mit Hilfe der „Sense Box“, einer mobilen Messstation, die sie an ihren Fahrrädern befestigt hatten, im Straßenverkehr Daten zu Erschütterungen, Geschwindigkeit und Unterschreitungen des Mindestabstandes gesammelt. Die Messergebnisse zu unterschiedlichen Parametern von „bikeability“  wurden von den Schülerinnen und Schülern (karto)graphisch aufgearbeitet und die abgeleiteten Maßnahmenvorschläge dokumentiert.

Da die gesammelten Messergebnisse der Qualität der Fahrradinfrastruktur in Essen leider ein überwiegend schlechtes Zeugnis ausstellten, gab es zahlreiche Verbesserungsvorschläge, die von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und  Oberbürgermeister Kufen übergeben wurden.

Mehr zum Projekt, das an der Goetheschule von Frau Lacroix und Frau Kildentoft begleitet wurde, gibt es im Essener Stadtmagazin und auf der Seite Essen auf Rädern.

Foto: Rosa Lisa Rosenberg

Klimawandel sichtbar machen

Am 31.10.2024 ist der Junior Club unseres internationalen Nachhaltigkeitsclubs United Change an den Start gegangen. 12 Schülerinnen aus den Klassen 8 und 9 haben sich vorgenommen, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen und internationale Projektarbeit kennenzulernen.

Themenschwerpunkt des Junior Club im Schuljahr 2024/25: Our Climate, Our Future.

Zum Auftakt haben die Schülerinnen am 7. November 2024 einen Workshop des Alfried Krupp-Schülerlabors der Künste besucht. In diesem Workshop sind sie der Frage nachgegangen, wie dem Wandel des Klimas durch Fotografien Ausdruck verliehen werden kann. Sie haben Fotografen kennengelernt, die sich intensiv mit unterschiedlichen Aspekten des Klimawandels beschäftigen und in einer offenen Diskussion besprochen, was ihre Bilder erzählen. Was können wir von ihnen lernen? Was irritiert, verunsichert und ermutigt uns? Was rüttelt uns wach?

Anschließend haben die Schülerinnen unter Anleitung von Patrick Lohse, Fotograf und Filmemacher, und Mala Reinhardt, Regisseurin und Produzentin, selbst die Kamera in die Hand genommen und mit professionellem Fotoequipment ihre eigenen Bilder erstellt. Dabei haben sie sich auch selbst fotografiert und Klimaproteste in Szene gesetzt.

Im Dezember haben die Schülerinnen außerdem die europäische eTwinning-Plattform kennengelernt, auf der sie ihre Fotos und die Erfahrungen aus dem Workshop mit Schülerinnen und Schülern unserer italienischen Partnerschule, dem Liceo Scientifico Galileo Galilei in Alessandria, teilen können. Unter dem Titel Innovation in Learning werden die deutschen und italienischen Jugendlichen in den nächsten Monaten weitere ungewöhnliche Lernideen und -möglichkeiten austauschen, bis sie sich im Rahmen eines Austauschs face-to-face kennen lernen werden. Erst einmal aber werden sie sich im Januar 2025 in einer gemeinsamen Videokonferenz treffen. Der Junior Club hat also noch einiges vor…

Schulpartnerschaft mit indigener Gemeinschaft

Hoch oben auf dem Turm der Goetheschule lässt Dr. Prasert Trakansuphakon den Blick über Essen schweifen. Es ist ein besonderer Besuch am Montag, dem 30. September 2024. Der Thailänder ist gekommen, um als Vertreter der Pgakenyaw Association for Sustainable Development (PASD) eine in Deutschland einmalige Schulpartnerschaft zu begründen.

Bereits im letzten Schuljahr hatte Sabine Schielmann, Projektkoordinatorin des Instituts für Ökologie und Aktionsethnologie e. V. (INFOE), den Kontakt zur indigenen Gemeinschaft der Pgakenyaw hergestellt. Online lernten sich Schülerinnen und Schüler aus dem englischen Differenzierungskurs der Klasse 9 von Frau Heup und die Bewohner des Regenwalds in Nordthailand kennen, die sich selbst auch als „Karen” bezeichnen, was in ihrer Sprache „Menschen” bedeutet. Es entstand ein erstes Projekt über die Kultur der Karen mit Filmen, Musik, einer Graphic Novel und einem digitalen Austausch mit indigenen Jugendlichen, die die Khunmaeyod School besuchen.

Nun wird der Grundstein für eine mehrjährige Kooperation gelegt, die die Essener Schülerinnen und Schüler für Nachhaltigkeit sensibilisieren und ihnen den Kontakt zu Menschen ermöglichen soll, die in enger Verbundenheit mit der Natur leben, aber in westlichen Industriestaaten nur selten Gehör finden. Da ist so viel Wissen in Form von Geschichten, Gesängen und religiösen Ritualen, basierend auf jahrhundertealten Erfahrungen und Beobachtungen über die Zusammenhänge in der Natur. Vieles könnte wahrscheinlich ohne Weiteres wissenschaftlich belegt werden,” erklärt Frau Lacroix ihrem Religionskurs, „wenn wir nur anfangen uns damit auseinanderzusetzen”. Dr. Trakansuphakon nickt lächelnd. „Kommt nach Thailand und wir zeigen Euch unsere Welt,” lädt er die Schülerinnen und Schüler ein.

Zunächst aber ist er gekommen, um selbst Neues zu lernen. Die deutsche Schule interessiert ihn. Im naturwissenschaftlichen Neubau trifft er Schülerinnen und Schüler aus Herrn Krälings Biologie-Leistungskurs der Jgst. 12.

Stolz zeigen ihm die Schülerinnen und Schüler ihre selbst gebauten Terrarien, die Lebensräume tropischer Insekten nachbilden, teils inklusive kräftiger Regengüsse, die per Zeitschaltuhr gesteuert werden.

„Sieht das aus wie im Regenwald?”, wollen die Schülerinnen und Schüler wissen. „Oh ja, ganz wie zu Hause”, lobt der Thailänder, zückt sein Smartphone und fotografiert die Dornschrecken, die die Schülerinnen und Schüler züchten, bevor er die Tiere entspannt auf seiner Hand spazieren lässt.

Als nächstes wird der Gast aus Asien im Schulgarten erwartet. „Möchten Sie einen unserer Äpfel probieren?”, fragt eine der Siebtklässlerinnen aus der Garten-AG. „Einfach pflücken und abrubbeln,” empfiehlt sie auf Englisch. „Unsere Äpfel muss man nicht waschen. Wir benutzen hier kein Gift.” Und während der Besucher mit Genuss seinen Apfel verspeist, muss er noch eine Menge Fragen beantworten. So erfahren die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel, dass er zu einer Tagung in Barcelona angereist ist und nach einem Zwischenstopp in Essen zu einem weiteren Treffen mit Vertretern indigener Völker nach Frankfurt fahren wird.

Über die Arbeit, die Dr. Trakansuphakon leistet, um indigene Anliegen und Perspektiven bekannt zu machen, möchte auch der internationale Nachhaltigkeitsclub United Change mehr erfahren. Die Schülerinnen und Schüler fragen insbesondere nach Missverständnissen, Vorurteilen und Falschinformationen, mit denen Indigene konfrontiert sind. „Sehr herausfordernde Fragen. Ja, das gibt es leider in vielfältiger Weise. Wer die traditionelle Tracht der Karen trägt, erfährt oft Diskriminierung, zum Beispiel in der Schule oder im Gesundheitssystem. Man traut den Menschen nichts zu oder lässt sie lange auf eine Behandlung warten. Es hat auch viele Jahre gedauert, um bei Regierungsvertretern Verständnis für unsere Lebensweise zu gewinnen. Viele denken, wir würden dem Regenwald schaden. Dabei gehört es zur Weisheit unseres Volkes, dass wir so leben, dass Tiere und Pflanzen bewahrt werden.”

Dr. Trakansuphakon spricht mit den Schülerinnen und Schülern auch über die Nachteile, die seinem Volk durch den wachsenden Einfluss industrieller Landwirtschaft entstehen. „Monokulturen verdrängen die biologische Vielfalt, die in unserem traditionellen Anbau wichtig ist. Der Einsatz von Pestiziden lässt die Zahl von Krebserkrankungen unter thailändischen Bauern ansteigen.”

Am Ende hat die Zeit nicht gereicht, um alle Fragen zu beantworten. Vieles werden wir erst in den nächsten Jahren von und über einander lernen, wenn es um Klimawandel, das Ökosystem Wald und das traditionelle Wissen der Karen gehen wird. Der Kalender der Karen, mit den vielen Festen, die in Europa völlig unbekannt sind, wird als Erinnerung daran in der Schule bleiben, wie viel es für uns noch zu entdecken gibt.

Zum Abschluss begleiten einige Schülerinnen und Schüler Frau Schielmann (rechts) und Dr. Trakansuphakon ins Büro von Schulleiterin Dr. Nicola Haas (links), wo der Partnerschaftsvertrag unterschrieben wird.

Für einen Moment wird es feierlich still. Schließen wir also mit einem Karen-Vers, der zur Stimmung passt und uns erinnert, warum es solche Projekte braucht:

Wenn ein Gibbon stirbt, trauern sieben Wälder.

Wenn ein Hornvogel stirbt, verwaisen sieben Bayanbäume.  

Nutze den Fluss mit Achtung und Bedacht;

nutze das Land und den Wald mit Achtung und Bedacht.

→ Mehr zum Projekt im Artikel ‘Goetheschüler kooperieren mit Bergvolk aus Nordthailand’, erschienen in der WAZ am 25.10.24.

Text: K. Heup

Fotos: K. Heup & M. Franke, Illustration von Karen-Schülerinnen und Schülern

United Change Junior Club

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Der United Change Junior Club geht an den Start. Jüngere Schülerinnen und Schüler werden an den Austausch mit Jugendlichen aus anderen Ländern herangeführt und profitieren vom Wissen in- und ausländischer Expertinnen und Experten. Themenschwerpunkt im Schuljahr 2024/25: Our climate, our future.

Im Video stellen wir Euch einige der geplanten Aktivitäten vor. Wenn Ihr mitmachen möchtet, meldet Euch am Montag, dem 26. August 2024, im Foyer.