Schule bleibt bunt

Über 2.700 Menschen folgten am Samstag, dem 16. März 2024, dem Aufruf der Schülervertretungen des Grashof Gymnasiums und der Goetheschule Essen und demonstrierten in der Essener Innenstadt für Demokratie und Menschenrechte. Oberbürgermeister Thomas Kufen betonte, wie wichtig dieses Engagement sei und forderte die Jugendlichen auf, bei der Europawahl im Sommer ihre Stimme abzugeben, damit auch das EU-Parlament bunt und vielfältig bleibt und nicht von extremistischen Stimmen bestimmt wird.

Fotos: Heup

Die Geschichte der Hirschlands

Am Donnerstag, dem 8. Februar 2024, besuchte Norbert Fabisch (rechts) auf Einladung von Sven Herdemerten (links) und Karmen Heup, die die Stolperstein-AG betreuen,  Schülerinnen und Schüler aus der Jgst. 9 bis 11. Der ehemalige Geschichtslehrer widmete sich nach seiner Pensionierung der Erforschung der Geschichte einer der bekanntesten Essener Familien. Das Ergebnis seiner Recherche in lokalen Archiven und im New Yorker Leo Baeck Institute ist auf 232 Seiten unter dem Titel “Die Hirschlands” erschienen.

Als Experte für die jüdische Bankiersfamilie berichtete der Historiker vom geschäftlichen Erfolg der Hirschlands, der sie allerdings nicht vor Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahrte. Das Novemberpogrom 1938 “beendete eine Aufstiegsgeschichte, die 1811 begann, als der Lehrer Salomon Hirschland ins Landstädtchen Essen kam. Salomons Sohn Simon gründete die Simon-Hirschland-Bank, dessen Sohn Isaac war der „Bänker“ von Essen. Gemeinsam finanzierten sie die boomende Ruhrindustrie. Isaacs Söhne Kurt und Georg erlebten nach sensationellen Erfolgen die Vernichtung der immensen Lebensleistung von vier Generationen.”

Simon Hirschland-Bank, Essen, um 1920 (Original: Postkarte 1920)

Besonderes Interesse hatten die Schülerinnen und Schüler am Schicksal von Karl Hirschland, einem ehemaligen Goetheschüler, der als 13-Jähriger mit den sogenannten ‘Kindertransporten’ nach Großbritannien gebracht wurde. Auch wenn Karl auf diese Weise gerettet werden konnte, waren seine Entwurzelung und der Verlust seiner Familie, die in Theresienstadt ermordet wurde, für ihn traumatische Erfahrungen, die ihn Zeit seines Lebens prägten.

Dank der finanziellen Unterstützung der Hirschlands konnte 1913 eine prächtige Synagoge in der Essener Innenstadt fertiggestellt werden. 25 Jahre später waren Juden in Essen nicht mehr sicher.

Im Gedenken an Karl Hirschland, der sich später Charles Hannam nannte und 2015 in Devon verstarb, wird am 14. Juni 2024 ein Stolperstein an der Goetheschule verlegt werden. Seine heute erwachsenen Kinder haben vor, aus Großbritannien anzureisen, um an der Gedenkfeier für ihren Vater teilzunehmen.

Schülerinnen aus dem englischen Differenzierungskurs der Jgst. 9 stellte sich Herr Fabisch für ein Interview für ein Film-Projekt zum Thema ‘Kindertransporte’ zur Verfügung.

Während der nächsten fünf Monate haben die engagierten AGler noch viele Informationen zusammenzutragen und Vorbereitungen zu treffen, damit die 2022 verlegten Stolpersteine für die ermordeten Schüler mit Gedenksteinen für Karl Hirschland und Hans Winter ergänzt werden können, die ihr Leben nur durch Flucht retten konnten.

Text und Fotos: K. Heup

Debattieren für den Frieden

Wie im Flug sind die Tage mit unseren Erasmus-Partnern aus Ikast vergangen. Am Mittwoch, dem 7.2.24, freuten sich beide Partnerschulen über das Quality Label für das Erasmus-Projekt 2020-2023 und feierten den Abschluss einer gemeinsamen Debatte über Frieden und Verständigung.

Zum Auftakt nahmen die Schülerinnen und Schüler an der Kampagne „Let’s Europe“ vom Regionalverband Ruhr und Europe Direct teil. Mit Schablonen und Graffiti-Spray sollte in der Essener Innenstadt sichtbar werden, wofür Europa steht: Freiheit, Demokratie, Toleranz und gelebte bunte Vielfalt. Im Anschluss wurde im Essener Europabüro miteinander diskutiert und das Wissen der Schülerinnen und Schüler über Europa auf den Prüfstand gestellt.

Die aktuelle Krise, die Israel und Palästina nach dem Terrorangriff der Hamas erschüttert, haben die Schülerinnen und Schüler zum Anlass genommen, eine mehrtägige Debatte in englischer Sprache nach dem Vorbild der Vereinten Nationen durchzuführen. Dazu kooperierten der MUN-Club und der Nachhaltigkeitsclub unserer Schule. Außerdem nahmen drei Schülerinnen als Vertreterinnen des MUN-Clubs vom Gymnasium Überruhr teil.

Geleitet wurden die Debatten in der General Assembly und im Historical Security Council von Mimi Morrin (Ikast-Brande Gymnasium) und Pauline Schepke (Goetheschule Essen). 

Auszeichnungen für ihren Einsatz als Delegierte gab es während der Closing Ceremony für Louise Wetlesen und Jonas Jørgensen, Rebekka van Lent und Lemi Szentivanyi. Als Best Delegates wurden Julius Eichhorn und Valentine Barwitzki geehrt.

Am Donnerstag, dem 8.2.24 verbrachten die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss einen gemeinsamen Tag in Essen, besuchen die Zeche Zollverein, und bereiteten gemeinsam einen Spieleabend vor, bevor es für die dänischen Schülerinnen und Schüler am Freitag zurück in die Heimat ging.

Fotos: Anna Bayer, Michael Franke

Text: Karmen Heup

Student Leader Spotlight

Junge Menschen möchten gehört werden. Ganz besonders, wenn es um Dinge geht, die ihnen am Herzen liegen. Marlene, Präsidentin unseres Internationalen Nachhaltigkeitsclubs United Change, hatte nun Gelegenheit, im ‚Student Leader Spotlight‘ von Global Education Destinations ein paar ihrer Gedanken zu teilen.

→ Den Artikel finden Sie hier. 

Das Foto zeigt Marlene im letzten September im Gespräch mit Staatssekretär Viktor Haase vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr anlässlich des Festivals „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Essen.

Erasmus-Qualitätssiegel

Die Goetheschule wird für ihre internationale Projektarbeit von 2020 bis 2023 ausgezeichnet.

Schon die ersten beiden Erasmus-Projekte der Goetheschule, Transforming Europe und Post-factEUal, hatten es in der Abschlussbegutachtung durch den Pädagogischen Austauschdienst unter die besten in Deutschland koordinierten Lerninitiativen geschafft. Transdigital Education, ein dreijähriges Projekt zum ganzheitlichen Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Computer, erhält nun ebenfalls das Qualitätssiegel der Kultusministerkonferenz.

In der Begründung der Gutachter heißt es: “Fünf Schulen aus Deutschland, Dänemark, Polen, Spanien und Litauen haben erfolgreich zusammengearbeitet, um das Fremdsprachenlernen, kritisches Denken, digitale Kompetenz und Lernautonomie zu fördern. Dabei wurde ein ganzheitlicher Ansatz zur Vermittlung digitalbezogener Kompetenzen verfolgt. Das Projekt konnte die angestrebten Schwerpunkte und Ziele umfassend umsetzen und auf hohem Niveau bearbeiten. Der ganzheitliche Ansatz, der sogenannten Internetgeneration neben digitalen Kompetenzen auch analoge Kompetenzen mit Herz, Hand und Kreativität zu vermitteln, überzeugt. Darüber hinaus stellen die adressierten Themen und Aktivitäten wie Biodiversität und kooperative Gruppenarbeit in einer Fremdsprache relevante Bedürfnisse der Zielgruppe dar. Auch die Schule und ihre Akteure konnten durch die Vernetzung mit anderen (Bildungs-)Experten und Forschungseinrichtungen von dem Projekt profitieren. Darüber hinaus sorgten die unterschiedlichen Expertisen der Partnerschulen und der beteiligten Akteure neben dem kulturellen Aspekt für einen europäischen Mehrwert. Die beteiligten Lernenden haben in den Modulen sowohl fachlich also auch sprachlich einen Wissens- und Kompetenzzuwachs erfahren.”

Von 2020 bis 2023 haben unsere Schülerinnen und Schüler mit einer beachtlichen Zahl von Expertinnen und Experten zusammengearbeitet. Wir bedanken uns sehr herzlich für die Unterstützung

in Ikast, Dänemark, durch

  • Prof. Signe Normand, Aarhus University,
  • Biodiversity Consultant Kristian Jørgensen, Aarhus Botanical Gardens,
  • Biologist Pernille Andersen, Mols Bjerge National Park,
  • Anne Jul Kristensen, Representative of the Ikast Municipality,
  • Teachers from Aarhus Lærerseminarium,
  • Lecturers from VIA University College;

in Šiauliai, Litauen, durch

  • Kamilė Šeraitė, Consultant of the Lithuanian Ministry of Defence,
  • Volunteers of the European Solidarity Corps,
  • Workshop Leaders of the Jewish City Museum, Lublin,
  • Tour Guides of Majdanek Extermination Camp and the former Gestapo Headquarters,
  • Tour Guides of Lublin Synagogue;

in Essen, Deutschland, durch

  • Julie Stearns, professional trainer, coach (DGfC), theatre director and lecturer at Duisburg-Essen University and the Folkwang University of Arts,
  • Ines Dettmann, Head of Junges Literaturhaus Cologne,
  • Dr. Antje Arnold, Lecturer at Cologne University,
  • Bernhard Demel, Environmental Scientist and Workshop leader at the School of Nature / Environment Education Centre Essen, Essen Gruga Park,
  • Sabrina Heiser, Marine Biologist, The University of Alabama at Birmingham;

in Strasbourg, Frankreich, durch

  • Diana Riba, Member of the European Parliament,
  • Tour Guides of the European Parliament,
  • Tour Guides of the Council of Europe;

Barcelona (Spanien):

  • Designers and Project Developers at Barcelona Fab Lab.

Dank unserer Unterstützer und engagierter Lehrerinnen und Lehrer konnten wir eine bunte Mischung von Lernaktivitäten zusammenstellen, die Schülerinnen und Schüler auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesprochen haben. So haben wir zum Beispiel

  • Insektenhotels und Vogelhäuschen gebaut und einen Schulgarten angelegt;
  • mit dänischen Biologen und Ratsvertretern über Möglichkeiten für mehr Artenschutz diskutiert;
  • Naturaufnahmen mit der Kamera gemacht und künstlerische Pflanzenbilder gemalt;
  • einen Flyer für dänische Familien erstellt, um mehr Biodiversität in den Gärten von Ikast zu ermöglichen;
  • unsere Naturwissenschaftslehrer zum Fröschefangen in den Gruga-Park geschickt 😉
  • mit einer Vertreterin des EU-Parlaments in Strasbourg gesprochen und vieles über die politischen Einrichtungen und Prozesse der EU erfahren;
  • Kurzfilme über klassische Denkfehler und Argumentationsfallen gedreht;
  • eine Beraterin des litauischen Verteidigungsministerium über den Ukrainekrieg befragt;
  • einen Podcast über den Einfluss von Social Media auf Persönlichkeit und Selbstwahrnehmung erstellt;
  • Theaterstücke geschrieben und auf die Bühne gebracht;
  • einen Buchwettbewerb mit digitalen Medien organisiert;
  • Videokonferenzen mit Teams und Zoom abgehalten;
  • über relevante Trends für die Zukunft Europas recherchiert, Info-Grafiken dazu erstellt und präsentiert;
  • unterschiedliche Lernformen ausprobiert, wie z. B. Online-Lernen mit Materialien von Yad Vashem und dem United States Holocaust Museum und das Lernen an Erinnerungsorten, wie bei unserem Besuch im NS-Todeslager Majdanek;
  • mit Kialo online debattiert und mit eTwinning online Ideen und Ergebnisse ausgetauscht;
  • MOOCs (Massive Open Online Courses) zum selbstständigen Lernen belegt und in Lerntagebüchern über unsere Erfahrungen reflektiert;
  • digitale Mindmaps erstellt zur Frage ‘Was ist überhaupt Bildung?’;
  • das Fab Lab in Barcelona besucht, wo Design, Digitales und Handwerk zusammengeführt und Ideen für die Zukunft entwickelt werden;
  • mit Adobe eine eigene Projekt-Website erstellt.

Und was haben wir am Ende gelernt? Vielleicht,

… dass digitale Kompetenzen ein wichtiger, aber letztlich nur ein kleiner Teil einer vielfältigen Lernwelt sind;

… dass Lernen Spaß macht, wenn wir gemeinsam Grenzen überwinden;

… dass Bildung so viel mehr ist, als das, was im Stundenplan steht.

Karmen Heup