Erasmustage in Frankreich

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Vom 7. bis 11. Oktober 2024 besuchten 23 Schülerinnen und Schüler der Jgst. 9 das Collège Jean Moulin im nordfranzösischen Städtchen Iwuy. Gemeinsam mit ihren französischen Partnerschülerinnen und -schülern wollten sie mehr über den Ersten Weltkrieg erfahren.

Im Vorfeld hatten die Jugendlichen den unveröffentlichten Nachlass des britischen Offiziers William Lunn ausgewertet, der an der Somme während des Ersten Weltkrieges im Einsatz war. Kriegsfotoalbum und Depeschenbuch des jungen Soldaten aus Newcastle wurden von der Familie Lunn für dieses Geschichtsprojekt leihweise zur Verfügung gestellt.

Der erste gemeinsame Ausflug führte die Schülerinnen und Schüler nach Thiepval, an den Ort, den William Lunn in seinen Kriegsberichten beschrieben hat.

Das Monument in Thiepval erinnert heute an die Gefallenen, die auf Seiten Großbritanniens und des Commonwealth kämpften. Die Mohnblütenkränze dienen als Symbol des Gedenkens an alle, die im Krieg ihr Leben verloren haben und spielen besonders am 11. November eine wichtige Rolle bei den internationalen Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkrieges.

Weitere Erinnerungsorte, die die Schülerinnen und Schüler besuchten, waren das Musée Somme in Albert, das in einem Tunnel unter der Stadt den Alltag in den Schützengräben dokumentiert, und Lochnagar, ein 90m breiter Bombenkrater, in dem unzählige Soldaten starben, ohne dass dies die Angriffe der deutschen Truppen auf französischem Terrain stoppen konnte.

Außerdem führten die französischen Gastgeber die Schülerinnen und Schüler zum  Nationalfriedhof Notre-Dame de Lorette für französische Gefallene, zum Mémorial Canadien in Vimy, wo im Rahmen einer Führung das Schützengrabensystem erfahrbar wurde, und zum L’Anneau de la Mémoire, einer ringförmig angelegten internationalen Gedenkstätte, in der 580.000 Namen von in Nordfrankreich gefallenen Soldaten aller Nationen alphabetisch und nicht nach Nationen getrennt eingraviert sind.

Die Schülerinnen und Schüler selbst wollten ebenfalls ein Zeichen des Gedenkens setzen. Im Computerlabor der Schule entwarfen sie digital Mohnblütenblätter, druckten diese mit Hilfe eines 3D-Lasercutters aus, bemalten die Blüten und fertigten daraus einen Kranz zur Erinnerung an deutsche und französische Gefallene und als Zeichen der Versöhnung und Freundschaft zwischen beiden Ländern.

Schließlich bereiteten die Schülerinnen und Schüler eine kleine Zeremonie vor und legten den Mohnblütenkranz am Monument des Fraternisations de Neuville-Saint-Vaast ab, an der Stelle, an der sich der Weihnachtsfrieden von 1914 zugetragen hatte.

Geschichtsprojekt über William Lunn

Im Oktober 2024 beschäftigten sich deutsche und französische Erasmus-Schülerinnen und -Schüler der Goetheschule und des Collège Jean Moulin d’Iwuy im Rahmen eines Geschichtsprojekts mit dem Schicksal des jungen britischen Offiziers William Lunn, der im Ersten Weltkrieg an der Somme kämpfte und Zeuge der monatelangen, verheerenden Schlacht in Nordfrankreich wurde.

Ihren französischen Partnern berichteten die deutschen Schülerinnen und Schüler unter anderem, dass William – genannt Billy – als Sohn von Sir George Lunn, dem Bürgermeister von Newcastle, schon vor Kriegsbeginn der Armee beigetreten war. Seine deutschstämmige Frau Ida (geb. Rücker) musste der 22-Jährige bei Ausbruch des Krieges in Großbritannien zurücklassen. Nur kurz sah sich das Paar auf Heimaturlaub, bevor Billy erneut an die Somme zurückkehren musste. Betroffenes Schweigen herrschte im Klassenzimmer, als die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass Billy den Krieg zwar überlebt hatte, seinen 1920 geborenen Sohn William aber nicht aufwachsen sah. Nur acht Jahre nach Kriegsende, im Juni 1926, starb Billy Lunn an den Folgen seiner Alkoholsucht, die er während des Krieges entwickelt hatte.

In Billys Kriegsfotoalbum und seinem Depeschenbuch sind viele Eindrücke der  Kriegstage festgehalten, die für ihn und seine Kameraden eine ungeheure physische und psychische Belastung dargestellt haben müssen. Billy berichtet von der unzureichenden Versorgung der Soldaten seiner Kompanie, dem Trauma, das die Soldaten durch den andauernden Granatbeschuss erlitten, von deutschen Überläufern und den eigenen Kameraden, die an der Front starben und an die zum Teil nur noch die Fotografien erinnern, die er gesammelt hat und die den Alltag in den Schützengräben spiegeln.

Einem Eintrag in seinem Kriegsfotoalbum konnten die Schülerinnen und Schüler auch entnehmen, dass Billy in Thiepval stationiert war, ungefähr 70km von der Partnerschule in Iwuy entfernt.

Heute ist Thiepval ein ruhiges kleines Dorf in Nordfrankreich. Während des Ersten Weltkriegs waren die Häuser jedoch dem Erdboden gleichgemacht worden und statt grüner Wiesen und Felder durchzogen Schützengräber die Landschaft. Eine monumentale Gedenkstätte erinnert heute an über 72.000 Gefallene des britischen Commonwealth, die bisher namentlich identifiziert werden konnten.

Der Soldatenfriedhof hinter dem Denkmal, den die Schülerinnen und Schüler ebenfalls besuchten, markiert die Frontlinie am 1. Juli 1916, dem ersten Tag der Schlacht um die Somme.

Ausgewählte Arbeiten der Schülerinnen und Schüler über Billy Lunns Kriegserfahrungen werden wir nach Abschluss der Online-Phase des Projekts hier teilen.

Billy Lunn und Ehefrau Ida (Bilder im Privatbesitz)

Wir bedanken uns vielmals für die Unterstützung dieses Projektes durch die Familie Lunn aus Newcastle/Essen, die uns ihre Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt haben, bevor sie im nächsten Jahr an ein Museum gehen werden. Das Kriegsfotoalbum und die Berichte im Army Report Book waren wertvolle Quellen aus erster Hand, mit Hilfe derer die Schülerinnen und Schüler ein Stück weit selbst forschen und sich die Auswirkungen eines globalen Konflikts erschließen konnten, von dem man einmal hoffte, er werde die letzte große militärische Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte sein.

Text und Bilder: Karmen Heup, Martina Féaux de Lacroix (2024)

Quality Education in Spain

Mit Schulleiterin Dr. Nicola Haas und ihren Lehrern Michael Franke und Maria Spree freuen sich die IB-Schülerinnen und -Schüler über den Abschluss ihres Barcelona-Projekts, das aus EU-Mitteln gefördert wurde.

Gemeinsam mit Lernenden aus Barcelona hatten die Schülerinnen und Schüler der Jgst. 11 aus unserem IB Diploma Programme die Studienmöglichkeiten vor Ort erkundet. Dabei erstellten sie einen “Study Guide Barcelona”, der hier als E-Book zur Verfügung steht.

Wir danken unserer Partnerschule Escola Voramar für die Gastfreundschaft und die Gelegenheit, mit Studierenden über die Anforderungen eines Auslandsstudiums ins Gespräch zu kommen.

Schulpartnerschaft mit indigener Gemeinschaft

Hoch oben auf dem Turm der Goetheschule lässt Dr. Prasert Trakansuphakon den Blick über Essen schweifen. Es ist ein besonderer Besuch am Montag, dem 30. September 2024. Der Thailänder ist gekommen, um als Vertreter der Pgakenyaw Association for Sustainable Development (PASD) eine in Deutschland einmalige Schulpartnerschaft zu begründen.

Bereits im letzten Schuljahr hatte Sabine Schielmann, Projektkoordinatorin des Instituts für Ökologie und Aktionsethnologie e. V. (INFOE), den Kontakt zur indigenen Gemeinschaft der Pgakenyaw hergestellt. Online lernten sich Schülerinnen und Schüler aus dem englischen Differenzierungskurs der Klasse 9 von Frau Heup und die Bewohner des Regenwalds in Nordthailand kennen, die sich selbst auch als „Karen” bezeichnen, was in ihrer Sprache „Menschen” bedeutet. Es entstand ein erstes Projekt über die Kultur der Karen mit Filmen, Musik, einer Graphic Novel und einem digitalen Austausch mit indigenen Jugendlichen, die die Khunmaeyod School besuchen.

Nun wird der Grundstein für eine mehrjährige Kooperation gelegt, die die Essener Schülerinnen und Schüler für Nachhaltigkeit sensibilisieren und ihnen den Kontakt zu Menschen ermöglichen soll, die in enger Verbundenheit mit der Natur leben, aber in westlichen Industriestaaten nur selten Gehör finden. Da ist so viel Wissen in Form von Geschichten, Gesängen und religiösen Ritualen, basierend auf jahrhundertealten Erfahrungen und Beobachtungen über die Zusammenhänge in der Natur. Vieles könnte wahrscheinlich ohne Weiteres wissenschaftlich belegt werden,” erklärt Frau Lacroix ihrem Religionskurs, „wenn wir nur anfangen uns damit auseinanderzusetzen”. Dr. Trakansuphakon nickt lächelnd. „Kommt nach Thailand und wir zeigen Euch unsere Welt,” lädt er die Schülerinnen und Schüler ein.

Zunächst aber ist er gekommen, um selbst Neues zu lernen. Die deutsche Schule interessiert ihn. Im naturwissenschaftlichen Neubau trifft er Schülerinnen und Schüler aus Herrn Krälings Biologie-Leistungskurs der Jgst. 12.

Stolz zeigen ihm die Schülerinnen und Schüler ihre selbst gebauten Terrarien, die Lebensräume tropischer Insekten nachbilden, teils inklusive kräftiger Regengüsse, die per Zeitschaltuhr gesteuert werden.

„Sieht das aus wie im Regenwald?”, wollen die Schülerinnen und Schüler wissen. „Oh ja, ganz wie zu Hause”, lobt der Thailänder, zückt sein Smartphone und fotografiert die Dornschrecken, die die Schülerinnen und Schüler züchten, bevor er die Tiere entspannt auf seiner Hand spazieren lässt.

Als nächstes wird der Gast aus Asien im Schulgarten erwartet. „Möchten Sie einen unserer Äpfel probieren?”, fragt eine der Siebtklässlerinnen aus der Garten-AG. „Einfach pflücken und abrubbeln,” empfiehlt sie auf Englisch. „Unsere Äpfel muss man nicht waschen. Wir benutzen hier kein Gift.” Und während der Besucher mit Genuss seinen Apfel verspeist, muss er noch eine Menge Fragen beantworten. So erfahren die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel, dass er zu einer Tagung in Barcelona angereist ist und nach einem Zwischenstopp in Essen zu einem weiteren Treffen mit Vertretern indigener Völker nach Frankfurt fahren wird.

Über die Arbeit, die Dr. Trakansuphakon leistet, um indigene Anliegen und Perspektiven bekannt zu machen, möchte auch der internationale Nachhaltigkeitsclub United Change mehr erfahren. Die Schülerinnen und Schüler fragen insbesondere nach Missverständnissen, Vorurteilen und Falschinformationen, mit denen Indigene konfrontiert sind. „Sehr herausfordernde Fragen. Ja, das gibt es leider in vielfältiger Weise. Wer die traditionelle Tracht der Karen trägt, erfährt oft Diskriminierung, zum Beispiel in der Schule oder im Gesundheitssystem. Man traut den Menschen nichts zu oder lässt sie lange auf eine Behandlung warten. Es hat auch viele Jahre gedauert, um bei Regierungsvertretern Verständnis für unsere Lebensweise zu gewinnen. Viele denken, wir würden dem Regenwald schaden. Dabei gehört es zur Weisheit unseres Volkes, dass wir so leben, dass Tiere und Pflanzen bewahrt werden.”

Dr. Trakansuphakon spricht mit den Schülerinnen und Schülern auch über die Nachteile, die seinem Volk durch den wachsenden Einfluss industrieller Landwirtschaft entstehen. „Monokulturen verdrängen die biologische Vielfalt, die in unserem traditionellen Anbau wichtig ist. Der Einsatz von Pestiziden lässt die Zahl von Krebserkrankungen unter thailändischen Bauern ansteigen.”

Am Ende hat die Zeit nicht gereicht, um alle Fragen zu beantworten. Vieles werden wir erst in den nächsten Jahren von und über einander lernen, wenn es um Klimawandel, das Ökosystem Wald und das traditionelle Wissen der Karen gehen wird. Der Kalender der Karen, mit den vielen Festen, die in Europa völlig unbekannt sind, wird als Erinnerung daran in der Schule bleiben, wie viel es für uns noch zu entdecken gibt.

Zum Abschluss begleiten einige Schülerinnen und Schüler Frau Schielmann (rechts) und Dr. Trakansuphakon ins Büro von Schulleiterin Dr. Nicola Haas (links), wo der Partnerschaftsvertrag unterschrieben wird.

Für einen Moment wird es feierlich still. Schließen wir also mit einem Karen-Vers, der zur Stimmung passt und uns erinnert, warum es solche Projekte braucht:

Wenn ein Gibbon stirbt, trauern sieben Wälder.

Wenn ein Hornvogel stirbt, verwaisen sieben Bayanbäume.  

Nutze den Fluss mit Achtung und Bedacht;

nutze das Land und den Wald mit Achtung und Bedacht.

→ Mehr zum Projekt im Artikel ‘Goetheschüler kooperieren mit Bergvolk aus Nordthailand’, erschienen in der WAZ am 25.10.24.

Text: K. Heup

Fotos: K. Heup & M. Franke, Illustration von Karen-Schülerinnen und Schülern

Spiegel-Redakteur im Gespräch

Wir bedanken uns herzlich bei Spiegel-Redakteur Florian Gontek, der online mit einigen Schülerinnen und Schülern der Jgst. 10 über seriösen Journalismus, soziale Medien und Fake News gesprochen hat. Das Thema ist auch Schwerpunkt der Arbeit unseres internationalen Nachhaltigkeitsclub United Change.

Herr Gontek gab den Schülerinnen und Schülern einen Blick hinter die Kulissen seiner Redaktion. So erfuhren sie zum Beispiel, dass er jede Behauptung in seinen Artikeln durch Fußnoten belegen muss – auch wenn diese im ‚Spiegel‘ später nicht abgedruckt werden. Rund 60 Fact-Checker prüfen die Arbeit der Journalisten, beispielsweise Namens­schreib­weisen, geo­grafische Angaben, Zahlen, Tier- und Pflanzen­namen. Sogar der Sonnenstand an einem bestimmten Tag in den 70er Jahren wurde überprüft, als Herr Gontek diesen in einem Bericht erwähnte.

Florian Gontek interessierte sich außerdem für das Feedback der Schülerinnen und Schüler zu den Angeboten des ‚Spiegel‘. Sind die Artikel verständlich? Ist die Online-Plattform übersichtlich? Welche Themen und Inhalte vermissen die Schülerinnen und Schüler? Was sollte ergänzt werden, z. B. ein digitales Glossar? Die Schülerinnen und Schüler kamen daraufhin auf die Idee, als Medientester oder Medienkritiker aktiv zu werden. Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Medienethik“ im Philosophiekurs von Frau Heup werden sie ein paar Wochen ‚Spiegel‘ lesen, ihre Erfahrungen mit dem Nachrichtenmagazin kritisch auswerten und mit dem Redakteur besprechen.