Partnerschaft mit Stadtarchiv

Am 31.10.25 haben Dr. Nicola Haas und Dr. Claudia Kauertz stellvertrtend für die Goetheschule und das Stadtarchiv Essen/Haus der Essener Geschichte einen Partnerschaftsvertrag geschlossen, der es Schülerinnen und Schülern ermöglicht, künftig noch enger mit Historikern und Archivaren der eigenen Stadt zusammenzuarbeiten und vieles über die lokale Geschichte zu lernen, was nicht in Lehrbüchern zu finden ist.

Im Rahmen der Woche für Demokratie und Vielfalt hatten die Schülerinnen und Schüler der englischen Differenzierungskurse am 28. und 29. Oktober 2025 bereits Gelegenheit, das Stadtarchiv kennenzulernen. Im Unterricht hatten sie sich vorab mit politischem Extremismus beschäftigt, also Bestrebungen, die sich gegen Menschenrechte, Verfassung und Demokratie richten.

Die Nationalsozialisten haben 1933 gezeigt, dass es innerhalb weniger Monate gelingen kann, einen demokratischen Staat zu demontieren. Während der Workshop-Tage im Stadtarchiv ging es darum herauszufinden, welche Maßnahmen die Nazis ergriffen, die aus heutiger Sicht als eindeutige Verfassungsbrüche angesehen werden würden.

Zu den Originalquellen, die die Schülerinnen und Schüler nur vorsichtig mit Handschuhen berühren durften, gehörten Fotos, Akten, Briefe und auch ein chirurgisches Besteck aus dem Konzentrationslager Auschwitz, das Häftlinge nach dessen Auflösung an sich gebracht und dem Stadtarchiv übereignet hatten.

Die Ergebnisse ihrer Recherchen über Zwangsmaßnahmen gegen Essener Bürger und Vereine hielten die Schülerinnen und Schüler online fest. Dabei haben sie kreativ gearbeitet und zum Beispiel eigene Bilder gezeichnet, wie das des Gewerkschafters Karl Wolf:

Am 2. Mai 1933 zerschlugen die Nationalsozialisten die freien Gewerkschaften. Sie verhafteten Karl Wolf, da seine kritischen und „staatsfeindlichen” Äußerungen angeblich die Sicherheit des Volkes und des Staates gefährdeten. Heute wäre die Verhaftung von Karl Wolf ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz, vor allem gegen die Meinungsfreiheit. Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern.“ Jeder darf seine politische Meinung sagen, auch Kritik an der Regierung oder an führenden Politikern üben, solange er dabei keine Gesetze verletzt. Karl Wolf wurde allein wegen seiner kritischer Aussagen über Hitler, die Regierung und die NS-Propaganda verhaftet.”

Auf der digitalen Pinnwand TaskCards kann man die Texte, Collagen, Bilder und Audio-Beiträge der Schülerinnen und Schüler einsehen bzw. anhören.

Wir bedanken uns herzlich bei Merlin Goriß und seinen Mitarbeitern, die die Workshop-Tage für uns vorbereitet und uns so viel Material zugänglich gemacht haben. Mit dem Projekt zur digitalen Ergänzung der Ausstellung “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das Grundgesetz und seine Mütter und Väter aus Essen” wurde Geschichte sehr anschaulich und lebendig.

10 Jahre Erasmus

 Wir haben 10 Jahre Erasmus Plus an der Goetheschule mit einer Themenwoche unter dem Motto Europe Unites. Extremism Divides für die Jgst. 8 – 12 gefeiert. Am Freitag, dem 31.10.25, gab es Vorträge für vier Jahrgangsstufen in der Aula und ein eigens für den Anlass geschriebenes Geburtstagslied als Rückblick auf die Erasmusprojekte von 2015 bis 2025.

Zu Beginn der Jubiläumsfeier präsentierte der Musikkurs der Q1 von Dr. Marcus Schönwitz einen Überblick darüber, wie Extremisten versuchen, Musik zu vereinnahmen.

Oberbürgermeister Thomas Kufen unterstrich in seinem anschließenden Grußwort, dass er sehr gern zur Feier gekommen sei, da ihm bewusst sei: ‘Erasmus geht on top’. Umso schöner sei es, wenn Schülerinnen und Schülern ermöglicht werde, mit EU-Fördermitteln über Grenzen hinweg zu lernen.

Auch hätten die Schülerinnen und Schüler anlässlich des Erasmus-Jubiläum ein wichtiges Thema in den Mittelpunkt gerückt: “Extremismus – egal welcher Richtung – ist ein Feind von Freiheit, Toleranz und Vielfalt. Er hat in unserer Stadt keinen Platz. Ich bin beeindruckt, mit wie viel Neugier und Ernsthaftigkeit die Schülerinnen und Schüler an die Themen herangegangen sind. Es macht Mut zu sehen, dass sie Verantwortung übernehmen und unsere Demokratie stärken wollen.”

Schulleiterin Dr. Nicola Haas freute sich auch darüber, am Jubiläumstag Benjamin Möbus von der Universität Vechta begrüßen zu können. Er sprach mit Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassen über ‚Spielspaß und Hetze – Wie Rechtsextreme Videospiele für ihre Zwecke nutzen und was wir dagegen tun können‘. Herr Möbus unterstrich, dass gerade Jugendliche aktuell von Extremisten als Zielgruppe in den Blick genommen werden, um anti-demokratische Ideen unter dem Deckmantel vermeintlich harmloser Gaming-Angebote zu verbreiten.

Axel Müller, Mitglied im Speakers-Pool Team EUROPE DIRECT der Europäischen Kommission, zeigte in seinem Vortrag für die Klassen 11 und 12, dass es auch auf politischer Ebene extremistische Bestrebungen gibt. Nicht alle Vertreter, die heute einen Sitz im EU-Parlament haben, seien daran interessiert, die EU als demokratischen Zusammenschluss von 27 Staaten zu erhalten und zu stärken.

Von links: Axel Müller aus dem Speakers-Pool der Europäischen Kommission, das Team des Essener Europa-Büros EuropeDirect, das die Erasmus-Aktivitäten der Schule unterstützt, Amtsgerichtsdirektor a. D. Mathias Kirsten, der die Schülerinnen und Schüler bei der Vorbereitung als juristischer Experte beriet, Oberbürgermeister Thomas Kufen, Dr. Claudia Kauertz, Leiterin des Essener Stadtarchivs, Dr. Kuhfittig-Kulle, Pflegschaftsvorsitzende, und Merlin Goriß, Leiter der Historischen Bildungsarbeit im Stadtarchiv.

Zum Abschluss unterzeichneten Schulleiterin Dr. Nicola Haas und Dr. Claudia Kauertz, Leiterin des Hauses der Essener Geschichte/Stadtarchiv, einen Schulpartnerschaftsvertrag. „Wir freuen uns über diese Partnerschaft sehr”, erklärte Schulleiterin Dr. Nicola Haas. „denn auf diese Weise haben unsere Schülerinnen und Schüler Zugang zu Quellen aus erster Hand und können aus der Geschichte der eigenen Stadt lernen”. 

Schülerinnen und Schüler aus Klasse 8 bis 12 führten nach der Veranstaltung durch eine Ausstellung über Essener Väter und Mütter des Grundgesetzes, die vom Haus der Essener Geschichte erarbeitet und von den Schülerinnen und Schülern digital ergänzt worden war. Im März 2026 werden die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit in Brüssel fortsetzen, wo sie sich mit europäischen Partnerschülern und Jens Geier, Mitglied im EU-Parlament, über Demokratie in Europa austauschen werden.  

Am Montag, 3. November, gab es schließlich noch einen Fortbildungstag für Lehrerinnen und Lehrer mit Claudio Guerra vom Verfassungsschutz NRW. Politiklehrerin Britta Gahmann hob an diesem Tag in ihrer Rückschau die Bedeutung des Erasmus-Programms für die Schule hervor:

“Im Jahresrückblick 2024 schreiben unsere Erasmus-Koordinatorinnen: „Um hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen, müssen wir erfahren, dass wir gemeinsam etwas bewirken können, dass Wandel auch Chancen eröffnet.” Wir haben nicht nur im vergangenen Jahr, sondern in den vergangenen 10 Jahren versucht, solche Zeichen der Zuversicht zu setzen. Ein herzliches Dankeschön für zehn Jahre unermüdliches Engagement im Rahmen von Erasmus Plus und für eine inspirierende Woche zu einem unglaublich aktuellen und wichtigen Thema für unsere Schülerinnen und Schüler und auch für uns. Schön vor allem, dass in dieser Woche auch so viele Schülerinnen und Schüler mit einbezogen werden konnten, die in der Regel sonst nicht an Erasmus oder anderen Projekten ähnlicher Art teilnehmen.

Natürlich leben die Projekte vor allem vom Engagement und der Kreativität der Schülerinnen und Schüler sowie von Kolleginnen und Kollegen, die die erste zündende Idee haben, den Anstoß, die Motivation und ein wenig Anleitung geben, sie weiter auszuarbeiten und mit Leben zu füllen. Mittlerweile pflegen wir Kontakte zu Partnerschulen in 10 europäischen Ländern, zu Organisationen und Institutionen. Die Ergebnisse der entstandenen Projekte sind ein eindrucksvolles Zeichen dafür, wie wichtig handlungsorientiertes Lernen ist. Sich so tief in ein Thema hineinzudenken und sich damit auseinanderzusetzen, mit Zeitzeugen zu sprechen und Geschichte lebendig zu erleben, die Folgen des Klima- oder auch Strukturwandels zu untersuchen, zu spüren, was Solidarität, das Einstehen für ein soziales Miteinander und Demokratiebildung bedeuten, sich aktiv auszutauschen, zu debattieren und zusammenzuarbeiten mit Schülerinnen und Schülern im europäischen Ausland – all diese Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert.

Es ist ein gutes Signal wenn junge Menschen bereit sind, über den eigenen Horizont hinauszublicken, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an der Gestaltung unserer, ihrer Zukunft mitzuwirken. Gerade in Zeiten, die so geprägt sind von globalen und geopolitischen Veränderungen, von gesellschaftlichen Herausforderungen und Unsicherheiten, wie wir sie momentan erleben, ist es unerlässlich, dass wir unsere Demokratie aktiv schützen und bewahren. Es ist eine Verantwortung, die wir alle tragen, ein lebendiger Prozess, der Engagement und Teilhabe erfordert, um unsere demokratischen Werte zu leben und zu fördern.

Das Video zu 10 Jahren Erasmus+ zeigt, wie vielfältig vergangene Erasmus-Projekte gewesen sind und dass es möglich, sinnvoll und wichtig ist, dass Gesellschafts- und Naturwissenschaften, Kunst, Musik, Religion, Sprachen und Sport sinnvoll zusammenarbeiten.

Herzlichen Dank an alle, die sich in den letzten 10 Jahren eingesetzt haben!”

Britta Gahmann

BNE-Festival in Hamm

Am Freitag, dem 11. Oktober 2025, besuchten acht Mitglieder unseres Junior Clubs das BNE-Festival in Hamm. In der Junior-Variante unseres internationalen Nachhaltigkeitsclubs United Change sind Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe aktiv, die sich um nachhaltige Entwicklung kümmern, was neben Umweltschutz auch Wirtschaft und Soziales einschließt.

In der großen Ausstellungshalle gab es viel zu entdecken. Organisationen, die sich im Bereich ‘Bildung für nachhaltige Entwicklung’ engagieren, stellten sich vor und luden zum Ausprobieren und Mitmachen ein.

Die Organisatoren gaben den Schülerinnen Tipps für ihre eigenen Projekte und stellten ihnen einfach umsetzbare Projektideen vor, zum Beispiel zum Recycling von Textilien.

Besonders gern ließen sich die Schülerinnen von afrikanischem Kunsthandwerk inspirieren. Sie durften Naturmaterialien wie Blätter und Rinde kreativ gestalten.

Am Ende hatten sie neue Kontakte, viele Materialien und Info-Flyer gesammelt. Jetzt kann es an die Planung eigener Projekte gehen. Eine Idee haben die Schülerinnen auch schon, die nach den Herbstferien umgesetzt werden wird. Von BNE am Goethe werden wir also noch einiges sehen und hören.

Geschichte im Essener Landgericht

Am Donnerstag, dem 25. September 2025, war unsere internationale Geschichts-AG Europe Remembers zu Gast im Essener Amts- und Landgericht. Dr. Mathias Kirsten, Gelsenkirchener Amtsgerichtsdirektor a.D., führte die Schülerinnen und Schüler vor Ort durch die Dauerausstellung über die NS-Justiz.

Der ehemalige Richter erläuterte den Schülerinnen und Schülern zunächst, wie sich die Justiz während des Nationalsozialismus vom Unrechtsstaat hatte vereinnahmen lassen und schließlich mit überzogener Härte auf kleinste Vergehen, also Bagatelldelikte, reagierte. Die sogenannte ‘Polenstrafrechtsverordnung’ aus dem Jahr 1941 beispielsweise richtete sich vor allem gegen polnische Zwangsarbeiter und Juden. Gerichtsprozesse gegen diese Gruppen wurden meist in Schnellverfahren entschieden und zogen oft unverhältnismäßig schwere Strafen nach sich.

Allein vor dem Sondergericht Essen wurden zwischen 1942 und 1945 insgesamt 1493 Fälle verhandelt. In 93 Fällen wurde die Todesstrafe verhängt. Während in der Weimarer Republik zwei Drittel der Todesurteile nicht vollstreckt worden waren, änderte sich das während der NS-Zeit. Nur in drei Fällen wurden die Angeklagten in Essen begnadigt. Kasimir Petrolinas hatte dieses Glück nicht. An sein Schicksal wird heute im Justizgebäude erinnert: Er wurde wegen Plünderung eines Geschäfts verurteilt. Tatsächlich war Kasimir Petrolinas zuvor ‘ausgebombt’ worden, das heißt, er hatte während eines Bombenangriffs alles verloren. In den Trümmern eines Ladens fand er Blechnäpfe im Wert von wenigen Reichsmark und hoffte, mit diesem Geschirr ein wenig Essen bekommen zu können. Am 9. März 1943 wurde er dafür auf richterliche Anordnung in der Essener Polizeikaserne erschossen.

Während des Nationalsozialismus wurden etwa 16.000 Personen zivilrechtlich zum Tode verurteilt. Hinzu kamen ca. 25.000 Todesurteile vor Kriegsgerichten, das heißt im militärischen Bereich. Kein einziger Richter wurde dafür nach Kriegsende zur Rechenschaft gezogen. Der Bundesgerichtshof entschied in den 50er Jahren, die Richter hätten in Übereinstimmung mit geltender NS-Gesetzgebung entschieden. Diese Auffassung änderte der Bundesgerichtshof erst Mitte der 1990er Jahre und betonte, dass Gerichte immer dem Gedanken der Gerechtigkeit verpflichtet sind.

Unter den Richtern, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der neu gegründeten Bundesrepublik ihren Dienst versahen, waren ca. 90% zuvor Mitglieder der NSDAP gewesen. Unbelastete Juristen, die z. B. in Ausland geflohen waren, gab es nach Kriegsende viel zu wenige.

Während die Schülerinnen und Schüler im großen Strafgerichtssaal des Landgerichts auf der Richterbank und auf Seiten von Anklage und Staatsanwaltschaft saßen, ging Dr. Kirsten noch auf viele weitere Fragen über das Hier und Jetzt ein, zum Beispiel wie die Bundesrepublik aktuell versucht, sich vor Extremismus zu schützen und faire Verfahren zu garantieren. Heute, ist sich Dr. Kirsten sicher, würden Richterinnen und Richter die die Unabhängigkeit der Justiz und die Demokratie entschlossen verteidigen.

Der Besuch im Landgericht ist Teil unserer Vorbereitungen der Themenwochen “Demokratie und Vielfalt”, die es anlässlich des Erasmus-Jubiläums an unserer Schule im Oktober und November geben wird. Die Geschichts-AG wird die Ergebnisse ihrer Recherchen im März 2026 in Brüssel vorstellen, wo unsere Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit unserer dänischen Partnerschule auch das Europäische Parlament besuchen werden.

Recycling-Workshop

Unser Junior Nachhaltigkeitsclub traf sich am Samstag, dem 13. September 2025, mit Steffen Hartwig und Dustin Jessen vom Rezyklat Essen. Die beiden Gründer stellen Artefakte aus recyceltem Material her. Sie erklärten den Schülerinnen zunächst, wieso die Wiederverwendung von Plastik oft so schwierig ist. Anschließen durften die Schülerinnen selbst ausprobieren, wie man aus Alt-Plastik ein Modell der Alten Synagoge in Essen herstellen kann. In Form eines Dreidels gegossen, kann man das Modell auch für alte Spiele verwenden, die aus der jüdischen Kultur stammen.