Stolpersteinverlegung 2024

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Am Freitag, dem 14. Juni 2024, wurden vor der Goetheschule Essen Stolpersteine für zwei ehemalige Schüler verlegt. Gemeinsam mit Gästen aus Großbritannien, Österreich und Spanien wurde an Hans Winter und Karl Ludwig Hirschland erinnert, die beide Verfolgung während der NS-Zeit durchlitten. Hans Winter erlebte bereits Mitte der 20er Jahre als Schüler erste antisemitische Anfeindungen; Karl Hirschland entging 1939 mit Hilfe eines Kindertransports weiteren Übergriffen und fand später als Charles Hannam in Großbritannien eine neue Heimat.

Die Familie des 2015 verstorbenen Karl Hirschland/Charles Hannam reiste extra zur Stolpersteinverlegung aus London an, darunter Ehefrau Sue, Sohn Simon, die Enkelkinder Ben und Alice sowie Schwiegertochter Sophy (von links).

Aus Wien gekommen war Dr. Gregor Holzinger, Leiter der Forschungsstelle der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, links neben unserer stellvertretenden Schulleiterin Susanne Schnell. Dr. Holzinger hatte während der Woche Schüler und Lehrer in Vorträgen und Workshops in die Geschichte des Konzentrationslagers eingeführt und in die Verstrickungen eines ehemaligen Lehrers der Goetheschule, der an NS-Verbrechen in Mauthausen beteiligt gewesen war.

Den längsten Weg nach Essen hatte Aina Bertran (vorne rechts), Lehrerin für Geschichte und Politik an unserer spanischen Partnerschule Escola Voramar, die mit ihrer Kollegin Inma Marín und 12 Austauschschülern aus Barcelona gekommen war, um mit Goetheschülern der Klasse 10 ein Erasmusprojekt zur NS-Zeit durchzuführen. 

Die Stadt Essen war durch Bürgermeisterin Julia Jacob (Mitte) vertreten und die jüdische Kultusgemeinde Essen durch ihren Vorstandsvorsitzenden Schalwa Chemsuraschwili (Mitte links). Daneben nahmen unter anderem Vertreter des Stadtarchivs und Birgit Hartings, die Beauftragte für Stolpersteine des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen teil.

Auch der Essener Historiker Norbert Fabisch war gekommen, um Karl Hirschland die Ehre zu erweisen. Dank seiner Initiative und umfangreichen Forschungen zur Familie Hirschland, konnten unsere Schülerinnen und Schüler im Vorfeld nicht nur vieles zur Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie erfahren und mit einem Team des WDR auf Spurensuche gehen. Sie konnten auch den Kontakt zu Karl Hirschlands Sohn, Dr. Simon Hannam, herstellen und mit ihm vor der Stolpersteinverlegung per Videokonferenz ins Gespräch über den Vater kommen.

Schülerinnen und Schüler der Geschichts-AG ‘Europe Remembers’ hatten die Lebensläufe der beiden ehemaligen Goetheschüler mit Sven Herdemerten (links) und Karmen Heup recherchiert und trugen bei der Stolpersteinverlegung Texte zu ihrem Andenken vor.

Musikalisch begleitet wurde die Stolpersteinverlegung durch den Schulchor unter Leitung von Annette Wieseler und Mechthild Müller-Notthoff sowie Violinistin Deborah Berliku (Q2).

Witwe Sue Hannam bedankte sich nach der Zeremonie bei Schulleiterin Dr. Nicola Haas. „Sie haben wunderbare Schüler,” sagte sie. „Wir sind sehr dankbar, dass die Jugendlichen dies möglich gemacht haben. Dieser Tag bringt Frieden und Heilung.”

Nach der Stolpersteinverlegung richteten die Schülerinnen und Schüler der 10c von Tabea Schirmers (rechts) einen Empfang für die Gäste im Goethestudio aus.

Im Turm der Goetheschule zeigten die deutschen und spanischen Schülerinnen und Schüler ihre Arbeiten zu Hans Winter (Jgst. 9), Karl Ludwig Hirschland (Jgst. 10) und zu NS-Täter Paul Ricken (Erasmus, Jgst. 10).

Auf der zweiten Etage präsentierten die Religionskurse 7a/c und 10c/d von Frau Schirmers eine Ausstellung zu jüdischer Kultur und jüdischen Festen. Ein besonderes Ausstellungsstück war der Tree of Tolerance, den die Schülerinnen und Schüler zusammen mit den spanischen Austauschschülern in deutscher, englischer und spanischer Sprache geschaffen hatten.

Im Anschluss folgte die Familie Hannam einer spontanen Einladung zum Treffen mit Rabbiner Shmuel Aronow in der Alten Synagoge, in der Karl Hirschland in den 30er Jahren seine Bar Mitzwa feierte.

Am Abend führte Geografielehrerin Martina Féaux de Lacroix die Familie Hannam zum Grugapark, wo sie mit Hilfe alter Karten und Fotos den Ort in der Alfredstraße ausgemacht hatte, an dem Karl Hirschlands Elternhaus gestanden hatte.

Der Tag endete mit einem gemeinsamen Essen für die Familie Hannam und die spanischen Erasmuslehrerinnen bei Frau Féaux de Lacroix, die die Gäste mit Rouladen und Rotkohl bewirtete.

Allen, die mitgewirkt haben, ein herzliches Dankeschön!

Danke für Eure und Ihre Bereitschaft einen Beitrag gegen das Vergessen zu leisten. Danke, dass sich unsere Schule und unsere Stadt am 14. Juni so offen, engagiert und gastfreundlich zeigen konnte. Wir können das Vergangene nicht ungeschehen machen. Aber wir können Schweigen durchbrechen, Licht ins Dunkel bringen, uns gegen Gleichgültigkeit, Mitleidlosigkeit und Verharmlosung stellen. Damit “Nie wieder!” keine leere Phrase ist, sondern ein Versprechen.

Gern leiten wir hier auch den Dank der Familie Hannam weiter:

Sophy, Alice, Ben, Sue and myself would like to thank you for being such wonderful hosts on Friday. It was a beautiful and moving ceremony for all of us and I’m sure everyone else who attended.

Our thanks also to your wonderful students, in particular Jonathan, Anna and Paulina. You should be very proud of them. I remain amazed by their organisational abilities, good humour and patience.
Also thank you to the Principal of the Goetheschule for her lovely speech and for all of those who read out the appreciations of both Karl (Charles) and Hans. Also thanks to the choir and the fantastic violinist who played at the ceremony.
Please pass on our thanks to the students who presented their brilliant posters about Paul Ricken.
Finally, thank you to Martina for hosting us all and cooking such an amazing meal.
It really was an unforgettable experience which gave us much to reflect upon and time to appreciate our memories of Charles and his family. There was something particularly powerful and restorative about having such profound conversations with so many people and sharing our individual experiences.
The problems of the world at the moment can sometimes feel overwhelming but our visit at least left us full of confidence for the young people of Germany.
Dr. Simon Hannam