Schulkinowochen 2018

Am Freitag, dem 26.1.2018, nahm der englische Differenzierungskurs der 9b/c an den Schulkinowochen NRW teil. Im Essener Kino Lichtburg lief der Film “Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“, der Mitte Januar am Broadway unter dem Titel “The Invisibles” Premiere in den USA hatte. Darin geht es um vier deutsche Jugendliche, die im Berlin der 40er Jahre in den Untergrund gehen müssen, denn als Juden sollen sie nach Theresienstadt oder Auschwitz deportiert werden. Nicht aufzufallen wird also überlebenswichtig für Hanni Lévy, Cioma Schönhaus, Ruth Arndt und Eugen Friede. Sie finden Deutsche, die ihnen helfen, sie verstecken, versorgen und sich mit hohem persönlichen Risiko den Verbrechen der Nazis entgegenstellen. Diese Helfer wurden nach dem Krieg als “Gerechte unter den Völkern” ausgezeichnet, weil sie Zivilcourage und Menschlichkeit in einer Zeit gezeigt haben, die vielfach durch blinden Gehorsam, Gewalt und Grausamkeit geprägt war. Mit ihnen und den vier überlebenden Jugendlichen hat Regisseur Claus Räfle (Foto: Mitte) vor den Dreharbeiten lange gesprochen. Im Film lässt er die jüdischen Augenzeugen selbst erzählen. Daneben verkörpern Schauspieler die Szenen, die sich den Beteiligten besonders eingeprägt haben. So entsteht ein spannendes Doku-Drama über die Menschen, die nicht mehr sie selbst sein durften. Im Anschluss an den Film beantwortete Herr Räfle die Fragen der Schülerinnen und Schüler und ließ sich mit der Gruppe im Kino-Foyer ablichten. Zurück an der Goetheschule wird diese besondere Geschichtsstunde noch einmal aufgegriffen, aber dann stehen englische Fragen zum Film im Mittelpunkt, zum Beispiel zur Rolle von denunciation, collaboration, resistance und civil courage

FILM-KRITIK

Die Unsichtbaren – Die unglaublichen Geschichten von vier jungen Juden, die den Zweiten Weltkrieg auf faszinierende Art und Weise überlebten

‘Die Unsichtbaren – Wir wollen leben’, ein Doku-Drama, welches das Leben untergetauchter Juden im Jahre 1943 im eigentlich schon „judenfrei“ erklärten Berlin thematisiert. Unter der Regie von Claus Raefle werden vier überlebende Zeitzeugen interviewt, die zu der Zeit Teenager und junge Erwachsene waren und über die schreckliche Zeit genau berichten können. Im Jahr 1943 lebten noch ca. 7.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder heimlich in Berlin: Versteckt auf Dachböden, Kellern und Lagerhäusern, beschützt von mutigen Berlinern, während sie verzweifelt versuchten Abschiebungen zu vermeiden. Doch wie ging es nun weiter? Würden alle die wahrscheinlich schlimmste Zeit ihres Lebens nun auch überleben oder doch noch von der Gestapo entdeckt und getötet werden?

Der Film war ein jahrelang andauerndes, hoch-emotionales Projekt. Die Protagonisten übernehmen falsche Identitäten und riskante Aktivitäten und überleben durch Einfallsreichtum, Glück und den Anstand mancher deutschen Landsleute. Max Mauff spielt Cioma Schönhaus, der seinen Lebensunterhalt als Fälscher von Pässen verdient und gleichzeitig noch Dutzenden Juden das Leben rettet. Ruby O. Fee spielt Ruth Arndt, die sich als Kriegswitwe ausgibt und zusammen mit einer jüdischen Freundin Schwarzmarkt-Delikatessen in der Wohnung eines Nazi-Offiziers serviert. “Die Unsichtbaren” erzählt auch von der Waisen Hanni Lévi gespielt von Alice Dwyer, die sich die Haare blond färbt, damit sie als scheinbare Arierin in der Menge nicht auffällt. Und zuletzt noch Aaron Altaras, welcher den Eugen Friede spielt, der sich einer Widerstandsgruppe anschließt, Flugblätter verteilt und der Gestapo gerade noch so entkommen kann. Der Mut und der Einfallsreichtum der jungen Protagonisten ist beeindruckend! Obwohl die Umstände bedrohlich und zutiefst tragisch waren, gibt es Elemente, die heute noch ermutigend sein können, denn diese Jugendlichen zeugten von unfassbar viel Überlebenswillen und Kraft.

Dadurch, dass man weiß, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, fiebert man mehr mit und ist sehr emotional. Die Verknüpfung von Spielfilm, Archivmaterial und Interviews ermöglicht es dem Betrachter noch besser zu begreifen, dass wir tatsächlich die wahren, außergewöhnlichen Lebensgeschichten dieser vier jüdischen Überlebenden auf der Leinwand zu sehen bekommen! Es wird im ganzen Film Spannung aufgebaut: Die Juden müssen sich verstecken, immer achtsam sein und dürfen sich keinen falschen Personen anvertrauen. Entweder bekommen die Jugendlichen Hilfe und Unterstützung von befreundeten Familien, gutherzigen, verständnisvollen Deutschen oder müssen versuchen sich aus ganz eigener Kraft über Wasser zu halten. Allerdings bleiben im Film auch ein paar Schicksale mancher Menschen offen, denn wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist. Dies wäre aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich hätte.

Der Film bietet nicht nur traurige und erschütternde Szenen, sondern auch von Glück erfüllte Momente, wie zum Beispiel das Wiedersehen von geliebten Menschen oder natürlich die endgültige Befreiung der nur 1.500 überlebenden Juden durch die rote Armee. Dies ist auch meine Lieblingsstelle im Film gewesen: Die Juden verstecken sich in einem Kellerbunker und hoffen darauf, dass der Krieg bald ein Ende nimmt. Ruth ist eine von ihnen und beschließt schnell auf den Hof zu rennen, um Wasser zu holen. Währenddessen sieht sie große besetzte Wagen auf sich zu fahren und weiß, dass dies die Russen sind, die ihnen nur Gutes wollen. Schnell rennt sie wieder in den Keller und gibt den anderen Bescheid. Diese reißen sich ihre in die Kleidung eingenähten jüdischen Pässe heraus um zu beweisen, dass sie wirklich Juden sind. Wenige Minuten später haben die Russen sie auch schon entdeckt. Doch zuerst sind diese skeptisch und vermuten, dass die jüdischen Männer Nazis sind und wollen sie daraufhin erschießen, denn sie denken, dass es keine Juden mehr in Deutschland gibt. Doch dann das Unglaubliche: Einer der russischen Soldaten ist selber Jude und verlangt von den beiden jüdischen Männern, dass sie ein jüdische Gebet aufsagen. Da jeder Jude dieses Gebet kennt und beherrscht, ist dies ein guter Test, um zu sehen, ob die Männer lügen oder die Wahrheit sagen. Natürlich können es beide! Als sie fertig sind, fällt ihnen der Soldat mit Tränen in den Augen um den Hals; ein sehr emotionaler Moment für alle Beteiligten!

Meiner Meinung nach ist dieser Film ein außerordentlich gut gelungenes Projekt. Ich sehe, mit wie viel Herzblut dieses Doku-Drama kreiert wurde. Man hat die perfekten Schauspieler für die verschiedenen Rollen gefunden und laut Regisseur haben sich die wahren Charaktere auch sehr gut in den Schauspielern wiederfinden können. Ein Film über einen sehr schlimmen, aber zu tiefst wichtigen Teil der deutschen Geschichte!

Julia (Klasse 9)

Photo by Charles Deluvio, on Unsplash

Group photo by K. Heup, 2018

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