MOOCs: Schnupperstudium mit Online-Kursen der besten Universitäten

Ein Genetik-Seminar an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität belegen, Informatik-Vorlesungen am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hören oder mit Harvard-Dozenten über Literatur oder Philosophie diskutieren? Das klingt nach komplizierten Bewerbungsverfahren, hohen Reisekosten und noch höheren Kursgebühren. Tatsächlich jedoch kann sich heute jeder, der über einen Internetzugang verfügt, innerhalb von Minuten kostenlos zum Online-Schnupperstudium in einem Fach seiner Wahl anmelden. Möglich machen das sogeannte MOOCs (Massive Open Online Courses), die von renommierten Hochschulen in der ganzen Welt angeboten werden.

Möglichkeiten und Grenzen von MOOCs

 1. Die Wisssensvermittlung

Universitäten nutzen MOOCs in erster Linie, um die Qualität der eigenen Forschung und Lehre einem breiten Publikum bekannt zu machen. Als Nutzer kann man daher von sehr gut aufbereiteten Überblicks- und Spezialkursen profitieren und nicht selten sogar mit den führenden wissenschaftlichen Köpfen eines Forschungsgebiets in Kontakt kommen.

Leider sind der Interaktion mit den Dozenten von MOOCs mitunter aber auch enge Grenzen gesetzt. Bei großer Teilnehmerzahl werden die bearbeiteten Aufgaben oft automatisch ausgewertet, z. B. durch multiple choice tests oder durch peer review, so dass es nicht immer ein direktes Feedback durch den Dozenten gibt.

 2. Das Selbststudium

Für Schülerinnen und Schüler sind MOOCs eine gute Möglichkeit, um auszuloten, ob das Studienfach, für das sie sich interessieren, wirklich so spannend ist wie angenommen. Viele Kurse werden auf dem Niveau einer Einführungsveranstaltung für Studienanfänger abgehalten. Zugangsvoraussetzungen gibt es meist nicht und die Dauer der Online-Kurse beträgt in der Regel nur fünf bis acht Wochen, so dass kurze Video-Vorlesungen und Online-Materialien bei freier Zeiteinteilung auch neben der Schule bewältigt werden können.

Große zeitliche Flexiblität und Freiheit beim Lernen haben allerdings den Nachteil, dass viele nur mit Mühe am Ball bleiben. Es kann also passieren, dass Teilnehmer, die man gerade per Internet kennen gelernt hat, den Kurs bald wieder abbrechen oder ihn nur noch als passive Zuhörer verfolgen.

 3. Die Qualifikation

Nur für wenige, in der Regel kostenpflichtige MOOCs werden credits vergeben, die für ein späteres Studium angerechnet werden, da es aufwändig ist, die Identität der Teilnehmer in Online-Prüfungen zweifelsfrei festzustellen. Das sollte aber niemanden davon abhalten, eigene Interessen durch MOOCs zu vertiefen, denn Online-Lernen kann Spaß machen. Außerdem kann es bei einer späteren Bewerbung nicht schaden zu zeigen, dass man auch mit Ideen und Inhalten vertraut ist, die (noch) nicht in Schulbüchern stehen.

Anmeldungen für Massive Open Online Courses

Wie findet man einen geeigneten Online-Schnupperkurs? Die gängigen Lernplattformen bieten eine riesige Themenpalette, angefangen mit Kursen über “Archeology’s Dirtly Little Secrets” (Brown University), “Mathematical Biostatistics” (John Hopkins), “Design” (Penn) und “Songwriting” (Berklee College of Music) bis hin zur “Einführung in die Betriebs-wirtschaftslehre” (RWTH Aachen).

Die größte Plattform ist die 2012 von Professoren der Universität Stanford gegründete Coursera, auf der etwa 100 Hochschulen aus der ganzen Welt vertreten sind, darunter auch die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Außerdem finden sich auf der Liste der Partnerhochschulen viele amerikanische und englische Eliteuniversitäten, wie Princeton, Yale und die University of London. Kurse werden in bis zu 12 verschiedenen Sprachen abgehalten.

Udacity bietet hauptsächlich englische Kurse in den Kategorien Business, Computer Science, Design, Mathematics und Science. Wie auf Coursera sind die meisten Teilnahmezertifikate kostenlos, mit Ausnahme der Kurse, die mit einer formellen Prüfung enden.

EdX wurde 2012 mit 30 Millionen Dollar Startkapital als gemeinnützige Organisation vom MIT und der Harvard University ins Leben gerufen. 29 Universitäten, darunter Berkeley und die Technische Universität München, sind dort inzwischen vertreten.

Das deutsche Pendant, die Berliner MOOCs-Plattform Iversity, steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber ein Blick in das deutschsprachige Kursverzeichnis lohnt sich auch hier auf jeden Fall.

Mehr zur Entwicklung von MOOCs im Hochschulbereich gibt es für interessierte Lehrer und Eltern unter Zeit Online, “Digitale Vorlesungshäppchen revolutionieren die Bildung”, oder ausführlicher in der Broschüre “Digitales Lernen. MOOCs einfach auf den Punkt gebracht” des Landesinstituts für Medien.

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