Am letzten Tag der Sommerferien, am Dienstag, dem 20.8.24, begrüßte Dr. Diana Matut, die Leiterin der Alten Synagoge in Essen, die Gäste zur Verleihung des Lowenstein Familiy Award. Essener Schülerinnen und Schüler waren aufgerufen gewesen, sich mit dem Schicksal jüdischer Familien während der NS-Zeit auseinanderzusetzen. Unter dem Motto „Wenn Heimat zur Fremde wird… Das Schicksal jüdischer Familien aus Essen“ sollten die Jugendlichen eine künstlerische Arbeit erstellen, die auf Originalquellen beruht, aber durch Kreativität zum Nachdenken anregt. Keine leichte Aufgabe.
Jeff Lowenstein war eigens mit seiner Frau Dunreith zur Preisverleihung aus den USA angereist und unterstrich die Bedeutung des Wettbewerbs. “Wir sind die Hüter der Geschichte und der Erinnerung”, sagte er, an das Publikum gewandt. Dort saßen auch Johann und Helena, die mit ihrer Gruppe im bilingualen Differenzierungskurs der Klasse 10 von Frau Heup eine englische Graphic Novel über die Familie Winter erstellt hatten. Jede Seite war einem Familienmitglied oder einem besonderen Ereignis aus der NS-Zeit gewidmet.
Oberbürgermeister Thomas Kufen hörte interessiert zu, als die beiden Schüler von der Verhaftung von Hans Winter, einem ehemaligen Goetheschüler, berichteten, und davon, wie eine kleine Fliege in seiner Gefängniszelle ihm durch eine Zeit voll Angst und Einsamkeit half. Da für Hans Winter an der Goetheschule im Sommer 2024 ein Stolperstein verlegt worden war, wussten die Schüler über sein Leben besonders gut Bescheid. Mit interaktiven Elementen, wie Klappen, Briefen und QR-Codes, hinter denen sich Audio-Dateien mit eigenen Reflexionen der Schüler verbergen, sollte die Graphic Novel zum Weiterlesen animieren und helfen, sich in die Familie hineinzuversetzen.
Und dann ging alles ganz schnell. Der Essener Oberbürgermeister gab bekannt, dass die Jury sich für drei Hauptpreisträger entschieden hatte, deren Werke einen Platz in der Dauerausstellung der Alten Synagoge bekommen sollen. Goetheschule? So ganz konnten es Helena und Johann nicht fassen. Erster Preis!
“Wisst Ihr schon, was Ihr mit dem Preisgeld machen werdet?”, fragte Herr Kufen. In dem Moment sind beide Schüler sprachlos. Die Krupp-Stiftung erkennt die vielen Stunden Arbeit, die in das Projekt geflossen sind, mit 2.200 Euro an. “So viel Geld! Damit hatten wir nie gerechnet,” sagt Helena nach dem ersten Schreck. “Die Schüler hatten überlegt, ob es im Fall eines Gewinns wohl für Eis für alle in der Gruppe reichen würde,” meint Frau Heup augenzwinkernd. “Na,” lachen Frau Dr. Matut und Frau Strehlen von der Alten Synagoge, “das wird aber viel Eiscreme…”