
Am Dienstag, dem 6. Mai 2025, wurden zwölf Schülerinnen und Schüler der AG Europe Remembers von zwei Geschichtslehrern in der Aula des Tønder Gymnasiums empfangen. Mit einer Präsentation über die Geschichte der dänischen Grenzstadt Tønder wurden die deutschen und dänischen Schülerinnen und Schüler auf ihr Erasmus-Projekt Turning Foes into Friends – Germany and Denmark eingestimmt.
Vor rund 100 Jahren war die Stadt Tønder tief gespalten. Viele fühlten sich als Dänen, andere sahen sich, trotz des verlorenen Weltkrieges, als Deutsche. “Mor! Stem dansk. Tænk på mig.” – “Mutter! Stimm dänisch. Denk an mich!”, war auf einem Propaganda-Poster zu lesen, das die Frauen der Region aufrief, sich im Interesse ihrer Kinder an der Volksabstimmung zu beteiligen. Am Ende entschied sich 1920 eine Mehrheit für die Teilung des ehemaligen Herzogtums Schleswigs. Was dieser Einschnitt bis heute für die Menschen im Grenzgebiet bedeutet, wollten die Jugendlichen an den folgenden Tagen in Umfragen zur Geschichte Schleswigs untersuchen.
Neben der Projektarbeit standen in Tønder noch einige interessante historische Ausflüge auf dem Programm:
Am Dienstag führten die dänischen Schülerinnen und Schüler durch ihre Stadt, die früher ein wichtiges Handelszentrum war. In der Kirche des Ortes wird bis heute an die Angehörigen der dänischen und deutschen Armeen zwischen 1848 und 1871 erinnert.
Nach dem Stadtrundgang lud Frau Damstedt die Gruppe in ihren Deutschunterricht ein, wo über eine weitere konfliktreiche Grenzregion diskutiert wurde: die Grenze zwischen Ost und West zur Zeit der Berliner Mauer.

Am Mittwoch, dem 7. Mai 2025, machten sich die Schülerinnen und Schüler auf zu den Düppeler Schanzen (dänisch Dybbøl), wo die dänische Gruppe die Jugendlichen durchs Gelände führte und ihnen über die entscheidende Schlacht im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 berichtete.

Wilhelm Camphausens Gemälde zeigt den Kampf in der Schanze Nummer 2 der dänischen Befestigungsanlagen bei Düppel am 18. April 1864

Das Gelände lässt heute noch erahnen, wie die dänischen Soldaten versucht hatten, Erde aufzuschichten, um sich vor den angreifenden Preußen zu verschanzen. Die Strategie ging allerdings nicht auf, da die preußischen Truppen über schwere Kanonen – wahrscheinlich aus Essen – verfügten. Mit einer Reichweite von 4km fügten die Geschosse, die quer über die Bucht gefeuert wurden, der dänischen Armee so schweren Schaden zu, dass die Schlacht zugunsten Preußens entschieden wurde.


Als Erinnerungsort wird in Dybbøl heute sowohl preußischer als auch dänischer Gefallener gedacht. Jedes Jahr findet in Dybbøl außerdem eine nationale Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt.


Für die Schülerinnen und Schüler ging der Tag im Garten von Geschichtslehrer René Hansen zu Ende, der seine Klasse und die deutschen Gäste nach der historischen Spurensuche zum Bratwurstessen einlud. 
Am Donnerstag, dem 8. Mai 2025, unternahmen Deutsche und Dänen einen weiteren gemeinsamen Ausflug. Diesmal ging es an die Ostsee, nach Sønderborg.

In der dortigen Schlossanlage gibt es heute eine große Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, womit sich der Kreis der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Dänen für die Schülerinnen und Schüler schloss. Seitdem hat sich das Verhältnis beider Länder entscheidend gewandelt: Die einzige demokratische, 1920 durch Volksentscheid festgelegte, Grenze besteht bis heute. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die dänische Regierung kein Interesse an Gebietsabtretungen von deutscher Seite, sondern strebte ein friedliches Zusammenleben in der Grenzregion an. Die Europäische Union wird hoffentlich auch in Zukunft dazu beitragen, dass Tønder ein Ort der Völkerverständigung bleiben wird.

