Erasmus-Lehrerfortbildung: Rückblick

Rund um das Thema ‘Digitale Medien im Unterricht’ wurde im Mai eine Erasmus-Lehrerfortbildung vom Liceo e Fermi di Cecina im Erasmusmodul The Power of Digital Media organisiert, an der neben Lehrerinnen und Lehrern aus Dänemark, den Niederlanden, Italien und Zypern auch Herr Boergen, Frau Cancian, Frau Bieniek und Frau Heup von der Goetheschule teilnahmen.

Als Vorbereitung auf den Workshop waren an allen Schulen Umfragen darüber durchgeführt worden, welche digitalen Medien die Lehrerinnen und Lehrer generell benutzen und welche digitalen Werkzeuge im Unterricht zum Einsatz kommen.

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Online ging es in den ersten Videokonferenzen zunächst um kritisches Denken und Argumentieren, das durch die World Schools Debates gefördert wird. Die Lehrerinnen und Lehrer probierten die Vorgaben dieser Form der Debatte online selbst aus und bildeten zwei Teams, die Pro- und Contra-Argumente zu diesem Vorschlag zusammentrugen: “Alle Schulbücher sollten – entsprechend den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung – bis 2030 durch freie digitale Medien ersetzt werden.” Auszüge aus der Debatte kann man auf unserer eTwininng-Seite über Criticial Thinking Through Debating nachlesen.

In einem zweiten Teil referierte Diego Puppin über den Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung. Herr Puppin arbeitet seit 8 Jahren als ‘researcher’ für Twitter und war zuvor für Google tätig. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die europäische Datenschutzgrundverordnung. In der Diskussion mit den Lehrerinnen und Lehrern wurde der Einfluss der sozialen Medien durchaus kritisch bewertet. Einer breiteren Verfügbarkeit von Informationen und einer leichteren, demokratischen Verbreitung von eigenen Inhalten stehen auch gravierende Nachteile entgegen, wie zum Beispiel

  • die deutlich verminderte Aufmerksamkeitsspanne, die bei Nutzern nach häufigem Gebrauch sozialer Medien nachgewiesen wurde und das Lernen von Jugendlichen verändert;
  • die Ausrichtung sozialer Medien auf hoch emotionale, skandalöse und/oder unwahre Inhalte, die eine Orientierung und Erschließung seriöser Informationen erschweren;
  • der Einfluss von Algorithmen, die als undurchsichtige Black Box bestimmen, welche Inhalte Nutzer sehen, ohne dass die Kriterien für diese Auswahl bekannt werden;
  • die Möglichkeit der Zensur durch Privatunternehmen, die selbst bestimmen, welche Accounts gesperrt und welche Inhalte unterdrückt werden.

Für Herrn Puppin sind Schulen heute ein wichtiges Gegengewicht zu den sozialen Medien, nicht nur weil sie über deren Funktion aufklären, sondern auch weil sie sich in ihrer Arbeit nicht an der schnellen, oberflächlichen Informationsflut im Internet ausrichten. Gamification von Unterricht, da waren sich alle einig, ist kaum ein tragfähiges Zukunftskonzept. Auch wenn Lernen spielerische und motivierende Elemente haben sollte, so dass der Spaß nicht zu kurz kommt, sind Schulen doch vor allem Orte, die Schülerinnen und Schüler – anders als digitale Medien – aus ihrer Komfortzone holen.