Die Geschichte der Hirschlands

Am Donnerstag, dem 8. Februar 2024, besuchte Norbert Fabisch (rechts) auf Einladung von Sven Herdemerten (links) und Karmen Heup, die die Stolperstein-AG betreuen,  Schülerinnen und Schüler aus der Jgst. 9 bis 11. Der ehemalige Geschichtslehrer widmete sich nach seiner Pensionierung der Erforschung der Geschichte einer der bekanntesten Essener Familien. Das Ergebnis seiner Recherche in lokalen Archiven und im New Yorker Leo Baeck Institute ist auf 232 Seiten unter dem Titel “Die Hirschlands” erschienen.

Als Experte für die jüdische Bankiersfamilie berichtete der Historiker vom geschäftlichen Erfolg der Hirschlands, der sie allerdings nicht vor Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahrte. Das Novemberpogrom 1938 “beendete eine Aufstiegsgeschichte, die 1811 begann, als der Lehrer Salomon Hirschland ins Landstädtchen Essen kam. Salomons Sohn Simon gründete die Simon-Hirschland-Bank, dessen Sohn Isaac war der „Bänker“ von Essen. Gemeinsam finanzierten sie die boomende Ruhrindustrie. Isaacs Söhne Kurt und Georg erlebten nach sensationellen Erfolgen die Vernichtung der immensen Lebensleistung von vier Generationen.”

Simon Hirschland-Bank, Essen, um 1920 (Original: Postkarte 1920)

Besonderes Interesse hatten die Schülerinnen und Schüler am Schicksal von Karl Hirschland, einem ehemaligen Goetheschüler, der als 13-Jähriger mit den sogenannten ‘Kindertransporten’ nach Großbritannien gebracht wurde. Auch wenn Karl auf diese Weise gerettet werden konnte, waren seine Entwurzelung und der Verlust seiner Familie, die in Theresienstadt ermordet wurde, für ihn traumatische Erfahrungen, die ihn Zeit seines Lebens prägten.

Dank der finanziellen Unterstützung der Hirschlands konnte 1913 eine prächtige Synagoge in der Essener Innenstadt fertiggestellt werden. 25 Jahre später waren Juden in Essen nicht mehr sicher.

Im Gedenken an Karl Hirschland, der sich später Charles Hannam nannte und 2015 in Devon verstarb, wird am 14. Juni 2024 ein Stolperstein an der Goetheschule verlegt werden. Seine heute erwachsenen Kinder haben vor, aus Großbritannien anzureisen, um an der Gedenkfeier für ihren Vater teilzunehmen.

Schülerinnen aus dem englischen Differenzierungskurs der Jgst. 9 stellte sich Herr Fabisch für ein Interview für ein Film-Projekt zum Thema ‘Kindertransporte’ zur Verfügung.

Während der nächsten fünf Monate haben die engagierten AGler noch viele Informationen zusammenzutragen und Vorbereitungen zu treffen, damit die 2022 verlegten Stolpersteine für die ermordeten Schüler mit Gedenksteinen für Karl Hirschland und Hans Winter ergänzt werden können, die ihr Leben nur durch Flucht retten konnten.

Text und Fotos: K. Heup

Jahresrückblick 2023

Wir sagen DANKE an alle, die unsere internationalen Aktivitäten im Jahr 2023 unterstützt haben. Es war ein Jahr voller spannender Begegnungen und kreativer Projekte.

DANKE, …

an die Kuratoren der Banksy-Ausstellung in Mülheim für die Diskussionsanregungen in unseren englischen Vertiefungs- und Philosophiekursen in Jgst. 10 und 11;

an die Amnesty International-Gruppe Essen-Süd für einen englischen Workshop über Menschenrechtsverletzungen in der Jgst. 9;

an unsere Partnerschule in Lublin, Polen, für eine Erasmuswoche über „Different Forms of Learning“ in Jgst. 10;

an ‚Bücher Bredeney‘ für das Sponsoring der Book Challenge unserer Schülerinnen und Schüler in Jgst. 5 bis 12, die Bücher und digitale Medien verbunden hat;

an unsere holländischen Gastgeber vom Gymnasium Haganum bei der Model UN in Den Haag für Schülerinnen und Schüler der Jgst. 10 bis 12;

an Jon Woodall, den Leiter von Amazon Education, für seinen Career Talk mit unseren Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 bis 12;

an das Junge Literaturhaus Köln, das unsere Essener Erasmuswoche zu „Deep Reading in Digital Times“ bereichert hat;

an unsere Technik-AG, die unseren Erasmus-Schülerinnen und -Schülern in Jgst. 10 und 11 geholfen hat, eine englische Version von Robert Seethalers „Der Trafikant“ auf die Bühne zu bringen;

an unsere Erasmus-Partnerschulen aus Ikast (Dänemark), Lublin (Polen), Barcelona (Spanien) und Šiauliai (Lublin), die mit uns ein Theaterstück über Bildungsromane als Gemeinschaftsprojekt mit Schülerinnen und Schülern aus fünf Ländern entwickelt haben;

an den englischen Diff-Kurs der Jgst. 9, der sich am Schwerpunkt „Deep Reading“ der Essener Erasmuswoche mit der Lektüre und filmischen Umsetzung von Mark Twain’s Huckleberry Finn beteiligte;

an unsere Partnerschule in Barcelona für eine Erasmuswoche zu “Transdigital Perspectives”, die gezeigt hat, wie ganzheitliches Lernen mit digitalen Medien gelingen kann;

an Nils Ole Haar, den Leiter von Europe Direct Essen, der mit uns die Akkreditierung als Erasmusschule gefeiert hat;

für die Auszeichnung als ‚Best Representative‘ im internationalen Frühlings-Nachhaltigkeitsforum ‘The Best ROI – Women and the Economy*;

an alle IB-Lehrerinnen und -Lehrer für 15 Jahre internationale Schulabschlüsse im IB Diploma Programme;

an Global Education Destinations für die Aufnahme unseres internationalen Nachhaltigkeitsclubs „United Change“ in ein Netzwerk aus über 25 Ländern;

für die Auszeichnung als ‚Best Representative‘ im internationalen Sommer-Nachhaltigkeitsforum ‘AquaAlliance’;

an unsere Partnerschule in Tønder (Dänemark) für gemeinsame Essener Erasmus-Tage zum Strukturwandel im Emscher Tal;

an Radio Essen für die Einladung an unsere Schülerinnen und Schüler, über ihre internationale Nachhaltigkeitsarbeit im Interview zu berichten;

an Bürgermeisterin Julia Jacob und Staatssekretär Viktor Haase vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, an Dr. Björn Mastiaux (VHS Essen), Dr. Heike Naderer von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, Jonas Greschner, Koordinator für Bildung für nachhaltige Entwicklung beim Landesverband der Volkshochschulen, und Jennifer Kappmeier-Klenk, Koordinatorin von „Schule der Zukunft“, die an unserem Info-Stand beim Essener BNE-Festival (Bildung für nachhaltige Entwicklung) mit unseren Schülerinnen und Schülern über ihren internationalen Nachhaltigkeitsclub gesprochen und sie in ihrem Engagement bestärkt haben;

an unsere Partnerschule in Barcelona und das Museu d’Història de Catalunya für das Geschichtsprojekt „In the Darkroom of History“ und die gemeinsam erarbeitete Ausstellung mit Schülerinnen und Schülern der Jgst. 10;

an Dokumentarfilmer und Regisseur Siegmund Thies, der unseren englischen Diff-Kursen in Jgst. 9 und 10 von seiner Arbeit im südamerikanischen Regenwald und über die Folgen von Raubbau und Klimawandel für die indigene Bevölkerung Ecuadors berichtete sowie an den Verein der Freunde und Förderer, der das Filmgespräch finanzierte;

für den Pioneer Award im internationalen Herbst-Nachhaltigkeitsforum „Green Jobs in the Green Economy“;

an Herrn Dr. Hartig, der auch 2024 wieder unseren englisch-deutschen Lyrikpreis sponsern wird;

an das Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie e.V., das mit unserer Schule Online-Austausche mit dem indigenen Volk der Karen in Thailand vorbereitet.

Danke an alle, die uns geholfen haben, unsere Klassenzimmer zu öffnen, Grenzen zu überwinden und unsere Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, dass Neugier, Begeisterung und Engagement den Weg in eine lebenswerte Zukunft weisen!

Karmen Heup & Martina Féaux de Lacroix

Im Haus der Essener Geschichte

Am Montag, dem 21.8.2023, waren 26 Schülerinnen und Schüler aus der History-AG der Jgst. 10 unterwegs im Haus der Essener Geschichte.

Unter Leitung von Herrn Goriß durfte die Gruppe einen Blick hinter die Kulissen des Stadtarchivs werfen. Im Magazin, das hinter einer Stahlfassade auf vier Etagen das “Gedächtnis der Stadt” bewahrt, gab es unter anderem mittelalterliche Urkunden zu entdecken. Genau so interessant fanden die Schülerinnen und Schüler auch eine Akte, die in alten Briefen und Erlassen die “Errichtung der Goetheschule – Oberschule für Jungen” dokumentiert.

Nach einem Abstecher in die Restaurationsabteilung, wo historische Dokumente in teils monatelanger Arbeit gesäubert und konserviert werden, gab es zum Schluss einen Rundgang durch die Ausstellung zur Essener Stadtgeschichte. An die Zeit des Nationalsozialismus und die große Unterstützung für die NSDAP, die in Essen bereits in den späten 1920er Jahren sichtbar wurde, wird hier mit Fotos, Propaganda-Plakaten und Geschichten von Opfern und Widerstandskämpfern erinnert.

Im Bunkermuseum

Die Monate Mai und Juni 1943 waren Höhepunkt der Battle of the Ruhr, der Luftoffensive im Ruhrgebiet vor 80 Jahren. Unsere Geschichts-AG der Jgst. 9 hat sich am Freitag in Oberhausen mit dem Luftkrieg und seinen Folgen für die Bevölkerung beschäftigt. Im dortigen Bunkermuseum konnten die Schülerinnen und Schüler eine Anlage besichtigen, die während des 2. Weltkrieges bis zu 2.000 Menschen Schutz bot, auch wenn sie für deutlich weniger Personen ausgelegt war. Entsprechend schwierig waren die Bedingungen im Bunker hinsichtlich der Hygiene und Versorgung. Besonders belastend war außerdem die Angst vor möglichen Giftgasangriffen, die allerdings im Zweiten Weltkrieg glücklicherweise ausblieben. Die Turbinen und Filteranlagen im Bunker waren trotzdem wichtig, um die Menschen mit Frischluft zu versorgen und die von draußen angesaugte Luft nach einem Angriff von Schmutzpartikeln zu reinigen.

Noch heute betritt man den Bunker durch die Schleuse. Das blaue Licht in diesem Durchgangsbereich sollte es Piloten der alliierten Bomber erschweren, das Ziel aus der Luft auszumachen. Schließlich war Verdunkelung während der Kriegsjahre ein strenges Gebot.

Auch wenn der Kalkverputz brüchig aussieht und an vielen Stellen abblättert, sind die Stahlbetonwände des Bunkers, die an keiner Stelle weniger als einen Meter dick sind,  massiv. Handyempfang gibt es daher im Bunker nicht.

Dafür informieren zahlreiche Schautafeln und Video-Installationen mit Filmaufnahmen von Augenzeugenberichten über die Bunkeranlage, die Situation an der Heimatfront und den Hintergrund des Krieges. Die Schülerinnen und Schüler recherchierten vor Ort in fünf Kleingruppen und stellten ihre Ergebnisse anschließend in der großen Gruppe vor.

Auch Fotoaufnahme haben die Schülerinnen und Schüler im Bunker angefertigt. Diese ergänzen nach den Ferien des Erinnerungsprojekt, im Rahmen dessen die Schülerinnen und Schüler in diesem Halbjahr auch schon die Foto-Sammlung des Folkwang-Museums, die Alte Synagoge Essen, die Steinwache Dortmund und das KZ Buchenwald besucht haben.