Kulturtag 2023

Zu Fuß, mit Bussen und Bahnen waren sie unterwegs: über 800 Schülerinnen und Schüler der Goetheschule und mehr als 60 Lehrerinnen und Lehrer machten sich am Donnerstag, dem 19. Januar 2023, trotz Schneechaos von Bredeney auf den Weg in die Essener Philharmonie, um das eigene Orchester auf der ganz großen Bühne zu erleben.

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Das Kompositionsprojekt “Aufstand des Gewissens” unter musikalischer Leitung von Dr. Marcus Schönwitz war aus monatelanger Arbeit der Musikkurse in der Jahrgangsstufe 12 hervorgegangen, rund um die Frage: “Was macht Kunst mit uns?”. Ist Kunst vor allem Ablenkung und Zerstreuung, harsche Gesellschaftskritik oder zarte Berührung?

 

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Am Ende des Konzertes gab es Jubel und minutenlangen Beifall im voll besetzten Alfried Krupp-Saal der Philharmonie für alle, die an diesem riesigen Projekt mitgewirkt hatten.

Die gedruckten Programme werden sicher für viele eine schöne Erinnerung an einen ganz besonderen Schultag sein.

Schulleiterin Dr. Nicola Haas und Chorleiterin Mechthild Müller-Notthoff waren unter den ersten, die Orchesterleiter Dr. Marcus Schönwitz zu der erfolgreichen Aufführung gratulierten.

Nach Ende des Konzerts ging der Kulturtag für 17 Schülerinnen und Schüler der Jgst. 9 im nahegelegenen Folkwang-Museum weiter, wo die Schülerinnen und Schüler sich für die Fotografische Sammlung interessierten. Im Rahmen des Projekts Essen Remembers werden sie selbst fotografieren und dabei versuchen, ungewöhnliche Blickwinkel zu entwickeln.

Erasmus Success Story

Am Montag, dem 26.9.2022, hat die Kultusministerkonferenz die herausragendsten Erasmus-Projekte in vier Bereichen ausgezeichnet: Inklusion, Nachhaltigkeit, Digitale Bildung und Demokratische Teilhabe. 407 Projekte wurden begutachtet. Die Auszeichnung als “Success Story” für das deutschlandweit beste Erasmusprojekt in der Kategorie „Demokratische Teilhabe“ ging an die Goetheschule Essen.

Das freut uns riesig und deshalb teilen wir hier gern die Urkunde mit allen, die durch ihre Arbeit und ihre Motivation über Grenzen hinweg zu arbeiten und zu lernen ein so besonderes Projekt möglich gemacht haben.

Gern schauen wir noch einmal zurück auf drei Jahre Faktenchecks und Wahrheitssuche in post-faktischer Zeit – mit engagierten Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und allen Ehemaligen, die mit Erasmus Plus Auslandserfahrungen gesammelt haben.

 

→ Rückblick Post-FactEUal (Präsentation für die Preisverleihung)

Wisst Ihr noch? Modul 1 in Essen über The Power of Memory, in dem Ihr das European Cultural Heritage Label an die Goetheschule geholt habt?

Und Modul 2 in Rotterdam über The Power of Data, in dem Ihr Pseudo-Wissenschaften und Statistiken auf den Grund gegangen seid?

Oder Euren Auftritt auf der großen Bühne in Dänemark, als Ihr Eure Kurzfilme über The Power of Literature präsentiert habt und uns vor Augen geführt habt, wie wichtig die kritischen Stimmen der Literatur sind, um Europa zu einem besseren Ort zu machen?

Oder vielleicht war Euer Highlight der Cartoon-Workshop mit Zyperns bekanntestem Cartoonisten und Eure Auseinandersetzung mit The Power of Propaganda?

Und ja, wir erinnern uns auch an die Enttäuschung, als die Pandemie es uns unmöglich machte, Schüler nach Italien zu schicken und sich am Ende nur einige wenige Erasmus-Lehrer face-to-face treffen konnten, um über The Power of Digital Media zu sprechen und ein umfangreiches Projekt-E-Book zusammenzustellen.

Nun ist Erasmus vorbei – und geht doch weiter. Das neue Projekt, Transdigital Education, hat Schülerinnen und Schüler bereits nach Frankreich, Litauen und Polen geführt und im nächsten Jahr dürfen wir Gäste an unserer Schule begrüßen.

Auf ein Neues!

Stolperstein-Verlegung 2022

Schmerzhafte Erinnerungen

Fröhliche Sechstklässler scharen sich um ihren Klassenlehrer. Es ist das Schuljahr 1932/33, als dieses Foto an der Goetheschule entsteht und wohl niemand ahnt, dass einige aus dieser Gruppe wenige Jahr später deportiert und in Konzentrationslagern ermordet werden würden. Und doch war schon damals spürbar, dass Klassenzimmer keine sicheren Orte mehr waren: Tolerante und weltoffene Lehrer gerieten zunehmend unter Druck, während andere begannen, unverhohlen ihre Verachtung für jüdische Schüler zu zeigen.

An das Schicksal derer, die an unserer Schule keine unbeschwerte Kindheit hatten und deren Leben viel zu früh gewaltsam beendet wurde, haben wir am Donnerstag, dem 19. Mai 2022, erinnert. Acht Stolpersteine wurden als bleibende Mahnmale in den Gehweg vor der Schule eingelassen.

Möglich wurde die Stolperstein-Verlegung vor allem dank der Unterstützung von Frau Birgit Hartings (rechts), Beauftragte für die Stolpersteine des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen e.V., und Frau Dr. Claudia Kauertz (links), Institutsleiterin des Hauses der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

Lebendige Erinnerung

In einer Zeit, in der kaum noch Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten können und erste Stimmen fordern, den Nationalsozialismus aus den Lehrplänen und der kollektiven Erinnerung zu streichen, braucht es Menschen, die die Erinnerung an der Vergangene lebendig halten, um daraus für die Zukunft zu lernen. Wir danken daher allen sehr herzlich, die sich engagiert haben. Dazu gehören vor allem

  • die Schülerinnen und Schüler des Geschichtszusatzkurses der Jgst. 12 von Herrn Herdemerten, die ausführlich über die Schicksale der acht Ermordeten recherchiert und im Vestibül eine Ausstellung erstellt haben

  • die Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Kunst der Jahrgangsstufe 11 von Frau Bieniek, die der Frage nachgegangen sind, ob und wie es heute möglich ist, sich künstlerisch mit den Verbrechen der NS-Zeit auseinanderzusetzen. Ihre Bilder sind ebenfalls im Vestibül zu sehen.

  • die Mitglieder des Chores, die das musikalische Rahmenprogramm gestaltet und mit Frau Müller-Notthoff und Frau Wieseler auch ein Lied in Jiddisch einstudiert haben

  • die bescheidenen Helferinnen und Helfer im Hintergrund, die sich zum Beispiel um die Gäste und die Technik gekümmert haben.

Erinnerung, die bleibt: Stolperstein-Verlegung 2024

Unser Erinnerungsprojekt ist mit der Verlegung der ersten Steine aber noch nicht zu Ende. Im nächsten und übernächsten Schuljahr wollen wir Informationen über die Schüler und Lehrer der Goetheschule zusammentragen, die während der NS-Zeit verfolgt wurden und ihr Leben nur durch Flucht retten konnten. Auch ihre traumatischen Erfahrungen durch den Verlust von Heimat, Freunden und Familie soll nicht vergessen werden. Daneben wollen wir uns anschauen, wie in Essen generell an die Opfer des NS-Regimes erinnert wird.

Die Vorbereitungen für die Stolperstein-Verlegung 2024 haben in der Jgst. 9 und 10 bereits begonnen, mit Teilprojekten zu

Never again! Wir werden nicht vergessen – Nie wieder! We will remember.

Essen Remembers: Der Alte Jüdische Friedhof

Im April 2022 wurde das Projekt “Essen Remembers” für eine Förderung durch den „Projektfonds Kulturelle Bildung Ruhr-Konferenz“ ausgewählt. In Zusammenarbeit mit der Alten Synagoge Essen / Haus jüdischer Kultur und der Volkshochschule Essen wurden nun die ersten Projektaktivitäten in der Jahrgangsstufe 10 umgesetzt.

Die Schülerinnen und Schüler besuchten den Alten Jüdischen Friedhof im Segeroth-Viertel, der 1885 angelegt und bis etwa 1931 genutzt wurde. Martina Strehlen, die stellv. Leiterin der Alten Synagoge Essen, führte die Gruppe in die jüdischen Symbole ein, die es hier zu entdecken gibt, und in die stadtgeschichtliche Bedeutung der Grabmäler.

Die stellv. Leiterin der Alten Synagoge Essen, Frau Strehlen, im Gespräch mit einem Schüler der Jgst. 10, der auf dem Alten Jüdischen Friedhof, wie es Tradition ist, als Zeichen des Respekts eine Kopfbedeckung trägt.

Katrin Lingen und Tina Umlauf, Dozentinnen für Fotografie an der VHS Essen, führten die Schülerinnen und Schüler in die Bildgestaltung ein und begleiteten die Gruppe im Anschluss bei ihrem zweiten Besuch auf dem Friedhofsgelände.

Der Alte Jüdische Friedhof gehört zu den wenig bekannten Erinnerungsorten in Essen, da er nicht öffentlich zugänglich ist. Die Grabsteine erinnern daran, dass Essen einst eine große, wohlhabende und gut integrierte jüdische Gemeinde hatte, aber sie zeigen auch Spuren des Krieges und der Schändungen durch die Nationalsozialisten.

Manchmal ist es schwer zu beurteilen, ob ein Stein durch den Lauf der Zeit zerbrochen, mutwillig zerstört oder von Granatsplittern getroffen worden ist.

Dann wieder sind die Spuren der Gewalt offensichtlich, wie an den Grabsteinen, deren Schriftzüge durch die Hitlerjugend abgeschlagen worden waren.

Die Schülerinnen und Schüler haben sich dem Erinnerungsort mit der Kamera genähert und dabei ganz unterschiedliche Herangehensweisen gewählt. Hier ein paar erste Zwischenergebnisse:

Serie 1: Durch den Stein

von Vina Jabery und Paula Finkbeiner

Serie 2: Blüten und Steine

von Marlene Schwerm

Serie 3: Unterm Efeu

von Ilka Schäfer, Anna Lind und Maike Truse

Serie 4: Der Stern

von Simon Tapp, Albert Zapke und Till Klein

Das Erinnerungsprojekt wird im nächsten Schuljahr fortgesetzt.

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Foto 1-6: Karmen Heup, 2022

Erinnerungsprojekt gefördert

Die Jury hat entschieden: Die Goetheschule Essen wurde mit dem Projekt „Essen erinnert sich – Essen remembers“ in den Kreis der Schulen aufgenommen, die von April 2022 bis Juni 2023 Fördermittel aus dem „Projektfonds Kulturelle Bildung Ruhr-Konferenz“ erhalten werden. Die Projektmittel des Dezernats für Kunst- und Kulturpflege der Bezirksregierung Düsseldorf sind zur „Stärkung Kultureller Bildung in Schulen im Regionalverband Ruhr“ gedacht. Finanziert werden künstlerische Projekte, die in Zusammenarbeit mit Kultureinrichtungen durchgeführt werden und einen deutlichen Bezug zum Ruhrgebiet haben.

Das Kooperationsprojekt, mit dem die Goetheschule sich beworben hat, wird nach den Osterferien zunächst im Bilingualen Differenzierungskurs der Klasse 9 und im Vertiefungskurs der Jgst. 10 von Frau Heup starten. Zusammen mit Fotografie-Dozentinnen und -Dozenten der VHS Essen werden die Schülerinnen und Schüler mit dem Mittel der konzeptionellen Fotografie Essener Erinnerungsorte beleuchten.

Gemeinsam mit der Alten Synagoge Essen und dem Haus der Essener Geschichte wird die Projektarbeit im nächsten Schuljahr ausgeweitet, um eine Ausstellung vorzubereiten über Menschen, denen während des Nationalsozialismus in Essen großes Unrecht widerfahren ist und deren Schicksal nicht vergessen werden sollte. Im Schuljahr 2023/24 schließlich sollen die Ergebnisse der Arbeit gemeinsam mit dem Historischen Verein für Stadt und Stift Essen genutzt werden, um am „Erinnerungsort Goetheschule“ mit Stolpersteinen an die Überlebenden der NS-Verfolgung zu erinnern. Mehr Details zur Projektkonzeption finden Sie hier.

Bereits am 19. Mai 2022 wird die Goetheschule Stolpersteine zur Erinnerung an ermordete Schülerinnen und Schüler verlegen. Die Vorbereitungen dazu hat der Geschichtskurs von Herrn Herdemerten übernommen.